L’Alpe 13 : gesänge aus einer eigenen welt

Übersetzung :Brigitte Hanemann

L’Alpe wurde für eine Leserschaft konzipiert, die an Fachwissen interessiert ist und nach dem Sinn der Dinge fragt. Sie ist die erste Zeitschrift, die sich ausschließlich der europäischen Alpinkultur und dem alpinen Kulturerbe widmet. Ihr Bestreben ist es, zu informieren und einen Gedankenaustausch über die nationalen und die sprachlichen Grenzen hinweg zu fördern. Als Forum für Entdeckungen und für Emotionen interessiert sich L’Alpe für all die, denen es zwischen Donau und Rhône gelang, sich an eine einzigartige Umwelt anzupassen. Zwischen Buch und Zeitschrift angesiedelt ist sie wie ein Buch charakterisiert durch tiefgründige Abhandlungen über ein Schwerpunktthema, analytische Klarheit, ein hohes Qualitätsniveau und sie hat sich einen Namen gemacht durch Autoren von Rang. Als Zeitschrift zeichnet sie sich aus durch eine vierteljährliche Erscheinungsform, die gewährleistet, Diskussionen zu führen, besticht durch eine reichhaltige Bildauswahl, ist charakterisiert durch die unersättliche Neugierde des Journalismus und eine notwendigerweise didaktische Herangehensweise. Obgleich l’Alpe auf einem bestimmten Wissensniveau aufbaut, handelt es sich dennoch um keine wissenschaftliche Zeitschrift. Sie verwendet die Beiträge der Geschichte, der Geographie, der Archäologie, der Ethnologie etc., um so den Spuren, die die Menschen in dieser Gegend hinterlassen haben, einen Sinn zuzuweisen. Gleichzeitig steht sie auch Diskussionen über die Zukunft der Alpen und der Berge der Welt offen gegenüber.

Die Lieder einer Welt
Das Herz Europas schlägt im gleichen Rhythmus wie sich die Bevölkerungsgruppen und die Musikrichtungen vermischen. Das ist nicht erstaunlich für einen Teil der Welt, nämlich die Alpen, in dem die exotischen Melodien des Orients auf die Instrumente des Westens treffen, das Jodeln der Nordalpen auf die mehrstimmigen Gesänge des Mittelmeerraumes, der Vogelgesang auf das Brummen der Schmieden. All dies in perfekter Harmonie. Eine musikalische Reise.

Das Horn, das vom Meer kam
Die Masten der Boote inspirierten einen schweizer Musiker und er verlieh seinem Alphorn Flügel. Roger Zanetti hat ein zutiefst in die Bildlichkeit der Alpen verankertes Instrument in ein Hochtechnologieobjekt verwandelt, das mehr Bezug zum Reisen hat und dessen Klangverwandtschaft mit dem traditionellen Alphorn dennoch nicht überhörbar ist. Vergleichbar etwa mit der Verwandtschaft zwischen einer Swatch und einer klassischen Kuckucksuhr.

Das Vallée des Merveilles als Klangwelt
Als Vertonung der Klangwelt des Vallée des Merveilles wurde die Musik des Stückes Boisage et Ferrage von Philippe-Marcel Iung unter Verzicht auf instrumentale Gesprächigkeit improvisiert auf der Grundlage einer Partitur von Erinnerungen, von zusammenhangslosen Texten geschrieben auf Transparentpapier wie Spiegel und fiebrigen Collagen. Eine Partitur in Briefform, die stückweise in seinem Briefkasten eintraf, Woche um Woche.

Mit Fanfaren und Sprüngen über die Grenzen hinweg
Alles ist recht, um die Leute zum Tanzen zu bringen und die Zeit zu vertreiben von den italienischen Alpen bis zum Mittelmeer. Ob Fanfare, Akkordeon, Klarinette, Harmonika oder Rindenpfeife, die Musik begleitet das Leben und bringt vor allem Männer und Frauen zusammen ohne sich um Grenzen zu scheren. Von den alten volkstümlichen Weisen bis zum Jazz entwickelt sie sich und passt sich an, immer lebendig und gesellig.

Der Bergmensch im Exil
Für Berlioz sind die Berge als Ort der Isolation und der Meditation der ideale Rahmen für die Musik um sich zu entwickeln, weit entfernt von den Mooren, wo die Kunst zur Unterwerfung und zum Ersticken verdammt ist. Reisen in eine verzauberte alpine Natur.

Juidi-ho-la antwortete das Echo
Die Musik der Hirten auf den Almen, das Jodeln, ist ein Gesang zum Heranholen des Viehs, eine Kommunikationsform über große Distanzen und eine archaische musikalische Ausdrucksform. Diese Schreie und Modulationen ohne Worte, die aus grauen Vorzeiten stammen, wurden oft ihrer Funktion entrissen und nehmen heute eine Vorrangstellung in der alpinen Volksmusik ein.

Portfolio : Mein Glückslehrer
Maurice Baquet, der Cellist/Alpinist/Humorist, Robert Doisneau, der Photograph und Frédéric Lodéon, der Journalist/Cellist. Damit wäre die Verbindung hergestellt für dieses Trio, das die Alpen als musikalisches Spielfeld gewählt hat. Der erste hat gerade seinen 90. Geburtstag gefeiert, der zweite sagte vom ersten, dass er in ihm seinen «  Glückslehrer  » gefunden habe und der dritte ehrt die beiden ersten mit einem komplizenhaften Zwinkern. Die Blicke treffen sich.

Ein Blick von den Höhen
Für Olivier Messiaen ist das Gebirge ein Ort der göttlichen und musikalischen Schöpfung. Das Chaos der Gletscher, das Licht der Felszinnen und der Gesang der Vögel nähren seine Werke. Rhythmen und Farben prägte er sich bei seinen häufigen Besuchen an seinem Rückzugsort in der Dauphiné ein.

Lockvogel
Die Schöne ist in Aufruhr. Verführt durch diesen Sänger, diesen Tänzer, der sich im Morgengrauen auf einer rustikalen Bühne produziert und sich einer kunstfertigen Choreographie im Rhythmus seiner heiseren Stimmübungen hingibt. Die Modulationen dieser Serenade des Birkhahns versucht der Naturforscher mit einem einfachen Holzstück nachzuahmen. Wunder der Liebe.

Eine Alm aus Pappmaché
Ein schreckliches Bild, welches die Alpensinfonie von Richard Strass malt. Hier ist das Gebirge nur Dekor und Vorwand für eine Orchesteruntermalung, die zwar virtuos ist, aber auch jeglicher Spiritualität entbehrt. Ein Werk in Technicolor, der Filmmusik ähnlicher als der Poesie der Felszinnen.

Rock’n’Roll in den Höhen
Matterhorn von Massen überrollt, der Gipfel des Everest in rosarot, psychodelic mountains im Kunstnebel, Rockstar in voller Aktion am Fels oder Dromedare am Fuß der Routen. Der Rock’n’Roll hat entscheidend eine ganz besondere Bildlichkeit geprägt, in der die Berge manchmal eine erstaunliche Rolle spielen.

Für wen schlägt die Stunde ?
Die Glocken der Schafe haben eine praktische Funktion, aber auch eine ästhetische. Ihr Klang hell oder dunkel, männlich oder weiblich, hängt zuerst einmal vom Geschmack desjenigen ab, die sie liebevoll auswählt. Als Erkennungszeichen und Zeichen des Erfolges stimmen sie die Musik der Almen an.

Eine Musik reich an allen Stillen dieser Welt
Wenn uns diese vielgestaltige Realität hier zurückhält, dann deshalb, weil sie für ihre Weitergabe eine Form gefunden hat, die sie erhöht und sie für uns liebenswert macht, eine Form die aus der Abfolge von Bildern entsteht, ihrer Feinheiten und Kontraste, eine Form, die sich Rhythmus nennt und die mit der musikalischen Komposition verwandt ist.

Kühe, ich liebe euch
Am Anfang war die Kuh. Und eine Liebesgeschichte zwischen der Schönen mit den sanften Augen, einem Photograph und einem Soziologen. Beide haben sie umworben, der eine, um ein Portrait von ihr zu machen, der andere mittels Museen und Bibliotheken. Ein Buch ist aus dieser Leidenschaft entstanden, das diesen Herbst in den Editions Glénat erscheinen wird. Subjektiv, kapriziös, phantastisch, manchmal schwermütig, aber immer weit entfernt von den Klischees, zeichnet sich dieser Rundgang durch die Welt der Rinder durch eine erfreuliche erfrischend-originelle Art aus. Er ist illustriert mit Fotografien von Roberto Neumiller aber auch durch zahlreiche meist unveröffentlichte Kunstwerke.

Die Arche Noah der Kulturen einer Weltstadt
In Genf gibt es Streit um das Projekt eines neuen Museums für Ethnographie, die «  Esplanade des mondes  ». Das Museum verfügt über reichhaltige Sammlungen aus der ganzen Welt, darunter den Fonds Amoudruz über die Alpen, und erhebt den Anspruch, ein interkultureller Katalysator zu sein, ein Ort des Ausdruckes der Vielfalt und der Unterschiedlichkeit. Eine Öffnung gegenüber dem Anderen, die einigen ein Dorn im Auge zu sein scheint. Ein Plädoyer für eine Ethnographie der Öffnung.

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