L’Alpe 40 : menschen und fabriken

Übersetzung : Alexandra Orgaz

L’Alpe ist die erste Zeitschrift, die sich ausschließlich dem alpinen Kulturerbe Europas widmet, und wendet sich an eine Leserschaft, die ihren Wissenshorizont erweitern und hinterfragen möchte. Ihr Ziel : über Sprachbarrieren hinweg informieren. Als Forum für Entdeckungen und Begegnungen richtet L’Alpe das Augenmerk auf die Menschen, die sich zwischen Donau und Rhône einem einzigartigen Lebensraum angepasst haben. L’Alpe weist sowohl Merkmale eines Buches als auch eines Magazins auf : Auf der einen Seite enthält L’Alpe Beiträge renommierter Autoren zu einem thematischen Schwerpunkt, die sich durch analytische Klarheit und ein hohes Niveau auszeichnen. Auf der anderen Seite erscheint L’Alpe in vierteljährlichen Abständen und bietet so hinreichend Raum für Diskussionen. Auch die vielseitige Illustration, die journalistische Neugier und der didaktische Ansatz sind Kennzeichen eines anspruchsvollen Magazins. Obwohl L’Alpe sich auf ein solides Faktenwissen stützt, erhebt die Zeitschrift keinen wissenschaftlichen Anspruch ; Geschichte, Geographie, Archäologie und Ethnologie dienen als Rahmen, um Spuren und Zeugnisse, welche die Menschen im Alpenraum hinterlassen haben, richtig einordnen zu können. Doch L’Alpe wendet den Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern ist auch offen für Diskussionen über die Zukunft der Alpen und der Gebirgsregionen in aller Welt.

Industriebrachen nutzen
Unser industrielles Erbe hat es nicht leicht, sich einen Platz in der Kulturlandschaft zu erobern. Die stillgelegten Werke beginnen zwar, das Interesse der Öffentlichkeit und der Verantwortlichen auf sich zu ziehen, doch lässt eine richtige Sanierungspolitik und eine Wiederbelebung der Arbeitergeschichte noch auf sich warten. Dabei sind die Fabriken und ihre Menschen ein wesentlicher Bestandteil der alpinen Geschichte.

Dieses seltsame Objekt der Verachtung
Zeugen der industriellen Vergangenheit werden im Wallis eher diffamiert als wertgeschätzt : Während man Brotöfen restauriert, werden Fabriken abgerissen. In dem schweizerischen Kanton, der die Industrie immer schon als Fremdkörper angesehen hat, gilt das Interesse mehr dem bäuerlichen Erbe als der Arbeitergeschichte. Das Nachsehen hat auch die zeitgenössische Kultur, die sich allmählich in einigen sanierten Industriegebäuden ansiedelt. Was in dieser starren Bilderbuchlandschaft nicht ohne Mühe vonstatten geht …

Leben und weben unter Aufsicht
In „Fabrikpensionaten  », die das Internat mit der Werkhalle verbinden, leben und arbeiten Ende des 19. Jahrhunderts in den Rhône-Alpes zahlreiche Textilarbeiterinnen. Unter der strengen Zucht von Nonnen fristen die jungen Frauen ein hartes Dasein mit strikter Disziplin, die ihre Tugend schützen soll. Eine doppelte Bevormundung, die Anfang des folgenden Jahrhunderts von den Befürwortern einer laizistischen und republikanischen Gesellschaft angeprangert wird.

Arbeiterghetto
Die Fabrik … von der Wiege bis zum Grab. Die Fabrik, von der man lebt, an der man stirbt, in deren Schatten man arbeitet, sich amüsiert, liebt oder streikt. Eine große Familie mit ihrem Leid, ihren Sorgen und ihren Freuden – ein Schmelztiegel aus Schicksalen und Nationalitäten. Wo die Arbeiterkinder zwischen Schlackenöfen aufwachsen und Fußball spielen : die Fabrik in Petit-Cœur im Tarentaise-Tal (Savoyen) nach dem Krieg. Das ist noch gar nicht so lange her. Und doch scheint es ein anderes Zeitalter zu sein …

Alles muss weg …
Nach etwa hundertfünfzig Jahren musste die Papierfabrik Matussière et Forest in der Maurienne abgerissen werden. Nicht um mutwillig die industrielle Vergangenheit von Fourneaux auszuradieren, sondern aus umweltpolitischen Gründen. Nur die Archive und jüngste Fotografien der brachliegenden Gebäude bewahren die Erinnerung an dieses Abenteuer.

Portfolio : arbeiten oder nicht arbeiten ?
Arbeiter von gestern und Arbeitslose von heute : Ihre Gegenüberstellung zeigt ein Jahrhundert der Veränderungen in der Arbeitswelt des Département Isère. In den harten Bedingungen der Industriellen Revolution und der Unsicherheit unserer ultraliberalen Welt manifestiert sich derselbe Kampf … und eine lebendige Erinnerung. Sie wachzuhalten ist wesentlicher Bestandteil der Kulturpolitik des Département – mit Ausstellungen, Veröffentlichungen und dem Projekt eines Arbeitermuseums.

Der Christ und der Marxist
Utopistische Arbeitsgemeinschaft und Traumfabrik zugleich, wagt das Unternehmen Boimondau ein industrielles und soziales Abenteuer, das im letzten Jahrhundert seinesgleichen sucht. In den dreißig Jahren seiner Existenz – von 1941 bis 1972 – genießt die Uhrgehäusefabrik unter der Leitung zweier ungewöhnlicher Persönlichkeiten ein erstaunliches Renommee.

Die Kehrseite des Betons
Als robuste, vielseitige Baustoffe wurden erst der Zement, dann der Beton in den Alpen sowohl in Produktionsverfahren als auch in Anwendungen häufig eingesetzt. Viele Bauwerke aus Beton werden mittlerweile als Kulturerbe anerkannt, doch gilt das leider nicht für die Produktionsstätten …

Zwischen Tradition und Globalisierung
Die Drehteilherstellung im Arve-Tal (Haute-Savoie), einst durch die Produktionsauslagerung schweizerischer Uhrenfabriken entstanden, ist die erste der Welt. Im Laufe von dreihundert Jahren erzeugt dieses Gewerbe mit starkem familiären Charakter eine echte industrielle Atmosphäre im regionalen Handwerk. Ein immaterielles Erbe, ursprünglich und lebendig, das heute von der Geschäftspolitik der Investmentfonds und ihren Produktionsverlagerungen ins Ausland bedroht ist. Doch kann die Drehteilherstellung wirklich von der Globalisierung verdrängt werden ?

Bergmannsglück und -unglück
1997 schloss das letzte Kohlebergwerk der Dauphiné. Ein Liebhaber der Zechenkultur machte sich auf, Zeugen dieser vergangenen Welt zu treffen, und brachte 2007 die gesammelten Berichte im Selbstverlag heraus. Ein lebendiges Zeugnis des Lebens und der Gesellschaft auf der vom Kohleabbau geprägten Matheysine-Hochebene, die einen schwierigen und schmerzlichen Strukturwandel durchleben musste.

Aufwerten oder abräumen ?
Kahle Hügel und dunkle Pyramiden beherrschen die Bergarbeitersiedlungen oben im flachen Norden. Einst dem Inneren der Erde entrissen, schwinden die verlassenen Abraumhalden unter dem Himmel und den Schaufeln der Bagger dahin. Diese von Unkraut überwucherten „Nordalpen  » aus Schutt und Schweiß sind das Gedächtnis mehrerer Bergarbeitergenerationen. Sollen sie recycelt oder eingeebnet werden ? Ein Fotograf und ein Dichter haben gemeinsam diese „Berglandschaft  » zwischen Beständigkeit und Wandel abgeschritten.

Alpine Impressionen
Seit dem 18. Jahrhundert zieht der pittoreske Charakter der Alpen Künstler aller Couleur an. Sie kommen im Gefolge der ersten Reisenden und entdecken Szenerien, die für die diversen Formen bildhafter Darstellung wie geschaffen sind. Aquarelle, Gravuren, Stiche, Aquatintae und Lithographien tragen dazu bei, das Bild der Berge und seiner Bewohner bekannt zu machen. Diese Fülle beglückt Touristen … und Sammler, wie beispielsweise Léo Garin und Jean Blanchard, die uns auf eine „Reise ins Herz der Alpen  » mitnehmen : Voyage au cœur des Alpes stammt aus ihren eigenen Beständen und ist bei den Éditions Glénat erschienen. Auszug.

Tell im Visier
Wilhelm Tell, die Heldengestalt im Gründungsmythos der Schweizerischen Eidgenossenschaft, ist als helvetisches Freiheits- und Nationalsymbol auch heute noch erstaunlich präsent. Der Mensch und seine Geschichte wurden bis zum heutigen Tag in zahllosen Varianten dargestellt – insbesondere auf Plakaten, wie eine Ausstellung der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern zeigt.

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