L’Alpe 54 : Widerstände, Wohlauf Kameraden, auf den Berg!

Übersetzung : Christiane Krieger

L’Alpe ist die erste Zeitschrift, die sich ausschließlich dem alpinen Kulturerbe Europas widmet, und wendet sich an eine Leserschaft, die ihren Wissenshorizont erweitern und hinterfragen möchte. Ihr Ziel : über Sprachbarrieren hinweg informieren. Als Forum für Entdeckungen und Begegnungen richtet L’Alpe das Augenmerk auf die Menschen, die sich zwischen Donau und Rhône einem einzigartigen Lebensraum angepasst haben. L’Alpe weist sowohl Merkmale eines Buches als auch eines Magazins auf : Auf der einen Seite enthält L’Alpe Beiträge renommierter Autoren zu einem thematischen Schwerpunkt, die sich durch analytische Klarheit und ein hohes Niveau auszeichnen. Auf der anderen Seite erscheint L’Alpe in vierteljährlichen Abständen und bietet so hinreichend Raum für Diskussionen. Auch die vielseitige Illustration, die journalistische Neugier und der didaktische Ansatz sind Kennzeichen eines anspruchsvollen Magazins. Obwohl L’Alpe sich auf ein solides Faktenwissen stützt, erhebt die Zeitschrift keinen wissenschaftlichen Anspruch ; Geschichte, Geographie, Archäologie und Ethnologie dienen als Rahmen, um Spuren und Zeugnisse, welche die Menschen im Alpenraum hinterlassen haben, richtig einordnen zu können. Doch L’Alpewendet den Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern ist auch offen für Diskussionen über die Zukunft der Alpen und der Gebirgsregionen in aller Welt.

Nährboden des Widerstands ?

Im kollektiven Bewusstsein werden die Alpen gewiss mit Freiheit gleichgesetzt. Und das Bild vom unabhängigkeitstrunkenen Bergler trägt da durchaus sein Scherflein zum Mythos bei. Im Rückblick besehen muss man diese Vision jedoch differenzieren. Von den Allobrogern über Protestanten und die Prämissen der Revolution bis hin zur Résistance : die Dauphiné ist hierfür ein gutes Beispiel.

Die unbeugsamen Gallier der Alpen

Als die Römer die Alpen kolonisierten, stießen sie durchaus auf Widerstand. Die Bergbauern rotteten sich zusammen und machten den Legionen in so manchem Scharmützel das Leben schwer. Manchmal gelang es ihnen sogar, sie in die Flucht zu schlagen ! Aufstände wie der der Veragrer in der Schweiz und der der Salasser in Italien wurden von den Geschichtsschreibern der Antike jedoch kaum dokumentiert : In der Geschichte hinterlassen nur die Mächtigen Spuren…

Mächte mit variabler Geometrie

Waren die Bergbauern des Mittelalters im Herzen Rebellen ? Wohl eher Verfechter der Unabhängigkeit und Obrigkeitsgegner, wenn man die Akte von Aufruhr und Ungehorsam betrachtet. Konflikte waren ihnen nicht fremd, da sie aber über einen starken Gemeinschaftssinn und großes Geschick im Verhandeln verfügten, wussten sie sich Rechte und Freiheiten zu verschaffen. Mit zahlreichen Spielarten von einem Ende der Alpen zum anderen.

Gegenwind auf der Alm

Die Bergbauern lehnen sich auf gegen die Forderungen der Mönche, gegen Veruntreuung seitens der Verwaltung und gegen die horrenden Steuern des Klerus. Geschichten, die man zwischen den Zeilen der Geschichtsschreibung zu lesen wissen muss.

Schöne Aussichten für einen jüdischen Visionär

1941 zieht sich ein Schriftsteller auf eine Alm in den Hautes-Alpes zurück um – seine ganz persönliche Form des Widerstands – unter widrigsten Umständen ein Werk des Friedens und der Menschlichkeit zu verfassen, das erst nach dem Krieg veröffentlicht werden sollte. Ein eindrucksvolles Werk, das es wiederzuentdecken gilt.

Fruchtbare Höhen

In diesem Werk, das Elian-Jean Finbert während der Okkupation verfasste, sind philosophische Gedanken und die Beschreibung seines Lebens in den Alpen, wo er gegen die Barbarei des Nationalsozialismus gefeit war, eng miteinander verwoben. Wie von selbst flechten sich hier oben die Gedanken in die Hirtenarbeit ein, eines das andere nährend, zu einer harmonischen Fülle ergänzend. Ein Auszug.

Beruf : Freier Fotograf

Marc Riboud hat sich dem Tagesgeschehen der um ihre Freiheit kämpfenden Völker in der Welt ebenso verschrieben wie der Schönheit ihrer Berglandschaften. Vom Mädchen mit der (rosa!) Blume bis zu den nebelumhüllten Gipfeln des Huang Shan : ein bildreicher Streifzug durch den Widerstand.

Der alte Mann und die Volksbildung

Paradox : eine Schule für Führungskräfte, die unter der Vichy-Regierung in den Alpen geschaffen wurde, sollte – insbesondere im Vercors – zur Ausbildungsplattform für die Résistance werden und später zum Schmelztiegel des Réseau d’Associations Peuple et Culture, eines Netzwerks von Verbänden mit soziokulturellem Volksbildungsanspruch. Was ist heute von diesem sozialen Experiment geblieben ?

Die Schweizer Alpen im Widerstand… gegen Europa

Drei Bergbewohner vereint im Kampf gegen Tyrannei : Mit Wilhelm Tell erwächst aus diesem Heldenszenario des Mittelalters ein pluralistischer, föderaler Staat. Und die Legende der Alpen als Wiege der Rebellion. Nun ist die Schweiz aber einerseits nicht ausschließlich Bergland. Andererseits ist die innere Einkehr eine ständige Versuchung, die den vielgerühmten Unabhängigkeitsgeist zu untergraben droht. Ein scharfsinniger (und -züngiger) Blick auf die Widersprüche eines zweischneidigen Nationalmythos.

Schimpftirade gegen die Mischsprache «  Frangliche  »

In den Untergrund um die Linguodiversität zu retten ? Dies mag uns folgendes Hassbriefchen suggerieren, das sowohl mit Modeerscheinungen als auch mit allzu akademischem Dogma aufräumt. Erbaulich !

Sie empören sich mit Stéphane Hessel

Das nunmehr berühmte «  Indignez-vous  » des französischen Widerstandskämpfers, das in Europa bisher mehr als drei Millionen mal verkauft wurde, entstand in den Glières, daselbst, wo während des Zweiten Weltkrieges die Partisanen kämpften. Die Aktivisten haben das Wort.

Unter dem Schnee liegen die Pflastersteine ?

Ist auf den Hochweiden im Schatten der Skilifte eine Gegenkultur am Entstehen, die dem apolitischen Charakter des Tourismus und der Vermarktung der Berge trotzt ? Vom Streik der Saisonarbeiter über eine neuentstehende Pluriaktivität bis zur Berücksichtigung ökologischer Aspekte : Vorboten scheint es jedenfalls bereits zu geben.

Ja wo ist er den lang ?

Hannibal mit seinen Elefanten in den Alpen. Dieses Bild hat die Gemüter erregt und einen regelrechten Mythos heraufbeschworen. Wie mag sich diese Überquerung der Alpen angesichts des schroffen Geländes und der nicht weniger feindseligen Bevölkerung gestaltet haben ? Wie wurden der karthagische General und sein Epos wahrgenommen und wiedergegeben ? Diesen Fragen hat sich die neue Ausstellung des Musée Dauphinois gestellt.

Eine (falsche) Herberge für’s weiße Rössl

Der Wolfgangsee in Österreich könnte romantischer nicht sein. An diesem idyllischen Ort, der seinen Ruhm einer Operette verdankt, ist Mozart allgegenwärtig. Kein Wunder, das er die Massen anzieht. Eine Bedrohung für die lokale Identität und Kultur, könnte man meinen. Und doch ist es den Einheimischen gelungen, eine gewisse Balance zwischen Tradition und touristischem Angebot zu wahren. Zumindest bis jetzt…

 

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