L’Alpe 77 : Fahrrad. Mit dem Stahlross übers Gebirge

Übersetzung : Christiane Krieger

L’Alpe ist die erste Zeitschrift, die sich ausschließlich dem alpinen Kulturerbe Europas widmet, und wendet sich an eine Leserschaft, die ihren Wissenshorizont erweitern und hinterfragen möchte. Ihr Ziel  : über Sprachbarrieren hinweg informieren. Als Forum für Entdeckungen und Begegnungen richtet L’Alpe das Augenmerk auf die Menschen, die sich zwischen Donau und Rhône einem einzigartigen Lebensraum angepasst haben. L’Alpe weist sowohl Merkmale eines Buches als auch eines Magazins auf  : Auf der einen Seite enthält L’Alpe Beiträge renommierter Autoren zu einem thematischen Schwerpunkt, die sich durch analytische Klarheit und ein hohes Niveau auszeichnen. Auf der anderen Seite erscheint L’Alpe in vierteljährlichen Abständen und bietet so hinreichend Raum für Diskussionen. Auch die vielseitige Illustration, die journalistische Neugier und der didaktische Ansatz sind Kennzeichen eines anspruchsvollen Magazins. Obwohl L’Alpe sich auf ein solides Faktenwissen stützt, erhebt die Zeitschrift keinen wissenschaftlichen Anspruch  ; Geschichte, Geographie, Archäologie und Ethnologie dienen als Rahmen, um Spuren und Zeugnisse, welche die Menschen im Alpenraum hinterlassen haben, richtig einordnen zu können. Doch L’Alpe wendet den Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern ist auch offen für Diskussionen über die Zukunft der Alpen und der Gebirgsregionen in aller Welt.

DOSSIER

Velorution !

Vom Oisans bis nach Tirol erfreut sich der Radtourismus in den Bergen einer wachsenden Begeisterung. Mit immer vielfältigeren Praktiken und zunehmender Breitenwirkung geht diese Erfolgsgeschichte mit einer tiefgreifenden Revolution des alpinen Tourismus und erstaunlichen landschaftlichen Entdeckungsmöglichkeiten einher. Und mit einem neuartigen Bezug zu Körper, Natur, Zeit und… Mitmensch ! Von Philippe Bourdeau, Professor am Institut für alpine Geographie der Universität Grenoble.

ALPEN ANDERSWO

Kleine Große Norwegentour

Eine Fahrradroute im Südwesten des Landes – als einziges Gepäck mit dabei : die Berichte von Reisenden, die im Zeitalter der Aufklärung auf große Skandinavientour gingen. Dies ist die Versuchsanordnung, an die sich die Autorin und ihre elfjährige Tochter heranwagen. Abenteuer ? Ein Begriff, der heute, da es keine terra incognita mehr zu geben scheint, etwas hochgegriffen wirkt. Und doch, erkundet nicht ein jeder Tag für Tag seine persönliche Weltkarte ? Und macht damit Schule… ? Ein Beitrag von Mariette Nodet, Historikerin und Volksschullehrerin.

Das Elementarteilchen der Alpenstädte

Gestern Tretmühle, heute Statussymbol : das Rad wird in den europäischen Metropolen zusehends zum ökonomischen, demografischen und gesundheitlichen Zukunftsfaktor. Und könnte es sein, dass der Drahtesel nicht nur ganz und gar nicht zum alten Eisen gehört, sondern in seiner Einfachheit die Antwort ist auf die komplexe Umweltproblematik, die alpinen Städten zu schaffen macht ? Manifest für den drahtigen Wiedergänger im urbanen Raum. Von Vladimir Vasak, Journalist für Arte.

Sattel die Elefanten, Hannibal !

Mit dem Mann mit dem Hammer und der Hexe mit den grünen Zähnen haben die Zeichnungen von René Pellos ganze Generationen von Lesern geprägt. Als Kind hatte der Ethnologe Guillaume Lebaudy als Abendlektüre eine Beilage der Tageszeitung L’Équipe zum Jubiläum der Tour de France, die zum Teil vom Ziehvater der Serie Les Pieds Nickelés illustriert worden war. Mit dieser Zeitschrift entdeckte er für sich nicht nur die Alpen sondern auch die Radsportliteratur von Antoine Blondin bis Cingria. Scheint, als könne man sich die Literatur auch mit dem Fahrrad erschließen …

Das Fahrrad als Integrationsvehikel ?

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war so mancher italienische Immigrant der Stolz seiner Herkunftsgemeinschaft. Garin, Bottecchia, Binda… Ihre Namen wurden landauf, landab in den Straßen Frankreichs skandiert. Doch welche Rolle maß man hier dem Sport eigentlich bei ? Das eines politischen Instruments der Identitätsfindung ? Die Zusammenhänge zwischen Migration, Sportwettkampf und Integration bilden ein komplexes Gefüge, das es zu entwirren gilt. Ein Beitrag von Stéphane Mourlane, Historiker und Dozent an der Universität Aix-Marseille.

SCHÖNE BLÄTTER

Tatave, der Typ aus dem Labor

Forcenés ist Ode und Schmähschrift zugleich. Eine schwarze Sonne, ein Oxymoron. 2008 vollendet Philippe Bordas dieses Buch über den Radsport mit unglaublicher lyrischer Ausdruckskraft. Als er die Redaktion der Tageszeitung L’Équipe erstmals betritt und sich als Sportredakteur anstellen lässt, ist er gerade mal 23 Jahre alt. Aus dieser Zeit erinnert er sich an unzählige Stunden, die er im Schatten Tataves verbrachte, des Typen aus dem Labor, während er zusah, wie im Entwickler die Gesichter seiner Besessenen nach und nach Kontur annahmen.

Ein Hauch von Urlaub und Sonnenschein

Das Publikum der Tour de France zeugt von einer landesweiten Begeisterungswelle. Jedes Jahr bildet sich aufs Neue eine Art Karnevalsumzug mit seinen Riten, Stammgästen und angestammten Vorzugsplätzen. Insbesondere in den Alpen, wo die Show einen solchen Höhepunkt erreicht, dass Philippe Gaboriau den Ablauf im Voraus beschreiben kann. Generalprobe am Col de l’Izoard. Von Philippe Gaboriau, Soziologe und Forscher am CNRS.

SOPHIES KURIOSITÄTEN

Das Rad feiert seinen 200. Geburtstag

Mit dieser Ausgabe möchten wir eine neue Rubrik einführen : in einer Art Kuriositätenkabinett, dass sich in Kern und Form sowohl an André Breton anlehnt als auch an Jacques Prévert mit seinem berühmten von den Frères Jacques gesungenen Inventar, präsentieren wir Ihnen die schönsten Fundstücke aus langjähriger journalistischer Tätigkeit für L’Alpe. Von Sophie Boizard, Redakteurin der Zeitschrift L’Alpe.

& AUSSERDEM

AUSSTELLUNG

Trièves wie Emmanuel Breteau es sieht

Ein menschlicher Berg… Seine Schwarzweißfotografien geben die Sicht frei auf die Beziehung zwischen Mensch und Natur : die bei Liebhabern von Landschafts- und Panoramabildern so beliebten aggressiven Farben sucht man bei ihm vergeblich. Ein Blick auf dieses kleine Gebiet südlich der Isère, den zu teilen dem Fotografen ein Anliegen ist. Von Jean Guibal, Verlagsleiter von L’Alpe.

PORTFOLIO

Bewegte Alpenlandschaften

In einer eigentümlichen Analogie zur Malerei bewegt sich Éric Bourret durch sein ausgesprochen originelles Werk, in dem die Fotografie und der Akt des Gehens selbst und die in den Bergen damit verbundene Anstrengung eins sind. Diese Ausstellung verdanken wir einem über ein Artist-in-Residence-Projekt des Musée Dauphinois ermöglichten Aufenthalt Bourrets im Departement Isère. Von Jean Guibal, Verlagsleiter von L’Alpe.

Ausstellung

Scham und Unschicklichkeit am Strand

Das in Nyon direkt am Seeufer gelegene Genferseemuseum konnte nicht anders, es musste sich des Themas Bademode einfach annehmen. Nach Wanted  ! La Chasse aux canards (die Entenjagd) folgt nun also mit Plouf  !, eine Ausstellung, welche die Geschichte des Badens am Fuße der Alpen nachzeichnet. Gemäß einer Pendelbewegung ähnlich den Gezeiten schwankte diese zwischen Furcht und Anziehung, Verbot und sozialer Eroberung, Entblößung und Schicklichkeit. Für ein Gleichgewicht zwischen Wohlbefinden, Scham und Badelust ist jedes Mittel erlaubt … Ein Beitrag von Lionel Gauthier, Doktor der Geographie an der Genfer Universität und Konservator am Genferseemuseum.

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