L’Alpe 78 : Klima : schlechte Zeiten für Gletscher

Übersetzung : Christiane Krieger

L’Alpe ist die erste Zeitschrift, die sich ausschließlich dem alpinen Kulturerbe Europas widmet, und wendet sich an eine Leserschaft, die ihren Wissenshorizont erweitern und hinterfragen möchte. Ihr Ziel  : über Sprachbarrieren hinweg informieren. Als Forum für Entdeckungen und Begegnungen richtet L’Alpe das Augenmerk auf die Menschen, die sich zwischen Donau und Rhône einem einzigartigen Lebensraum angepasst haben. L’Alpe weist sowohl Merkmale eines Buches als auch eines Magazins auf  : Auf der einen Seite enthält L’Alpe Beiträge renommierter Autoren zu einem thematischen Schwerpunkt, die sich durch analytische Klarheit und ein hohes Niveau auszeichnen. Auf der anderen Seite erscheint L’Alpe in vierteljährlichen Abständen und bietet so hinreichend Raum für Diskussionen. Auch die vielseitige Illustration, die journalistische Neugier und der didaktische Ansatz sind Kennzeichen eines anspruchsvollen Magazins. Obwohl L’Alpe sich auf ein solides Faktenwissen stützt, erhebt die Zeitschrift keinen wissenschaftlichen Anspruch  ; Geschichte, Geographie, Archäologie und Ethnologie dienen als Rahmen, um Spuren und Zeugnisse, welche die Menschen im Alpenraum hinterlassen haben, richtig einordnen zu können. Doch L’Alpe wendet den Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern ist auch offen für Diskussionen über die Zukunft der Alpen und der Gebirgsregionen in aller Welt.

DOSSIER

Was uns die Gletscher flüstern

Mit der Erderwärmung tritt eine neue Wissenschaft zutage : die Gletscherarchäologie. Denn das beschleunigte Abschmelzen dieser Mastodonten legt Spuren der Zeit frei, die, wie am Beispiel des mumifizierten „Ötzi“ ersichtlich, manchmal Jahrtausende lang in ihrer Hülle aus Eis ihrer Entdeckung geharrt haben. Die Zeit drängt, diese noch unbekannten menschlichen Archive zu retten. Ein Beitrag von Philippe Curdy, ehemals Konservator am Schweizer Nationalmuseum und am Geschichtsmuseum des Kantons Wallis.

PORTRAIT

Emmanuel Le Roy Ladurie : vom Rebstock bis zum Fuß der Gletscher 

Der Historiker war einer der ersten, der sich der Geschichte des Klimas und der Wetteraufzeichnung widmete. Wer sonst verfügt über die notwendige und ausreichende Kompetenz, um diese Disziplin in die aktuelle Debatte um die Erderwärmung einzubringen ? Von Jean Guibal, Verlagsleiter von L’Alpe.

Im Gespräch

Die Wetterprognose in Zeiten des Hungers und der Revolution

Emmanuel Le Roy Ladurie hat uns im gedämpften Licht seiner Bibliothek empfangen, die er Météo France, dem staatlichen französischen Wetterdienst, vermacht hat. Jahrzehntelang hat der Historiker das „Klima des Weizens“ zum Schwerpunkt seiner Forschung gemacht. Um Unwägbarkeiten und gesellschaftliche Konsequenzen besser entschlüsseln zu können. Von Sophie Boizard, Redakteurin von L’Alpe, und Jean Guibal, Verlagsleiter von L’Alpe.

SCHÖNE BLÄTTER

Wo geht das Weiß hin, wenn der Schnee schmilzt 

Der Zustand von Gletschern, Eisdecken und anderen Permafrostböden ist ein wichtiger Indikator für klimatische Veränderungen. Mit ihrem ausgesprochen pädagogischen Buch Quoi de neuf sur la planète blanche  ? (Glénat) beabsichtigten die beiden Autoren und Gletscherforscher die Erstellung einer Bilanz der jüngsten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse. Hier offenbaren sie ihre Diagnose bezüglich des Rückgangs des Schnees in den Alpen und den unmittelbaren Konsequenzen für die Zukunft der Wintersportstationen. Von Bernard Francou, Gletscherforscher und Geomorphologe, und Christian Vincent, Gletscherforscher und Ingenieur für Forschung und Entwicklung am CNRS des Institut des Géosciences de l’Environnement in Grenoble.

Die Welt des Skifahrens : das Ende eines Mythos ?

In Zeiten des Wandels muss sich der Sektor des Tourismus in den Bergen Fragen stellen. Nachdem man von den 1960er Jahren an (fast) alles auf das Skifahren setzte, sehen sich Skiorte nun mit einer strukturellen Krise konfrontiert, die durch chronischen Schneemangel noch beschleunigt wird. Sanft oder radikal ? Welche Strategien soll man wählen, um die Wirtschaft zu revitalisieren ? Ein Beitrag von Christophe Clivaz, außerordentlicher Professor am Institut de Géographie et Durabilité an der Universität von Lausanne.

Brennpunkt Alpinismus

« Grau und trocken ! » Seit 20 Jahren schon sieht sich der Alpinismus mit dem Rückgang der Gletscher und dem Einstürzen von Eiswänden konfrontiert und somit gezwungen, sich anzupassen. Nicht ohne Wehmut. Und nicht ohne Zweifel. Wie einen solchen Wandel vollziehen ? Alpinisten, Bergführer und Schutzhüttenwarte des symbolträchtigen Écrins-Massivs sind Zeugen dieser Veränderung. Das Klima als neuer Akteur in der Geschichte des Alpinismus ? Von Philippe Bourdeau, Professor am Institut de Géographie Alpine in Grenoble.

PORTFOLIO

Laurence Piaget-Dubuis : Der Todeskampf eines Gletschers

Klimaflüchtlinge ? In ihrem Werk über den Rhone-Gletscher stellt die eidgenössische Fotografin und Grafikerin den Notzeltlagern, in denen aktuell in Europa Migranten aufgenommen werden, die teilweise aufgrund der Folgen der Erderwärmung aus ihrer Heimat geflüchtet sind, den gigantischen grauen Planen gegenüber, mit denen man im Gebirge versucht, das Schmelzen der Gletscher zu bremsen. Unliebsame Parallelen…

Freiluftlabor

Die Flora als Wächter des Klimawandels ? Beiderseits des Alpenbogens haben sich zahlreiche Gruppen von Forschern, Botanikern und Ökologen daran gemacht, Pflanzen und Böden zu inspizieren, um die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Ökosysteme in den Alpen zu bemessen. Zu diesem Zweck simulieren sie sogar einen Temperaturanstieg, indem sie Almen in niedrigere und somit wärmere Lagen verlegen. Eine Reportage von Caroline Audibert, einer Journalistin, die sich auf die Beziehungen zwischen den Menschen und ihrer jeweiligen Umwelt widmet.

& AUSSERDEM

Ausstellung

Küche aus dem Rucksack

Eine großformatige Ausstellung, die von der deutschen, österreichischen und südtirolerischen Sektion des Alpenvereins in München organisiert wurde, folgt den Spuren der Schutzhütten und Wanderwege in den östlichen Alpen. Hoch hinaus ! wirft die zentrale Frage der Hüttenversorgung auf. In der Küche als zentralem Ort spielt sich im Stillen eine Gesellschaftskomödie ab, in der jeder seinen Rang zu wahren hat und doch versucht, sich Privilegien zu erkämpfen … Von Vera Bedin, kulturelle Mediatorin in Bozen (Südtirol, Italien) und Referatsleiterin für Kultur im Alpenverein Südtirol.

Ausstellung

Bolex, Perspektiven für den Amateurfilm

« Kino für alle », das war der Traum von Jacques Boolsky, dem Erfinder des Kinematografen Bol. Die Cinémathèque des Pays de Savoie et de l’Ain holt dieses verkannte Stück Industriegeschichte ins Rampenlicht. Zu entdecken in Veyrier-du-Lac (Departement Haute-Savoie) mit einem kinematografischen Blick auf den Lac d’Annecy ! Von Nicolas Dulac, Dozent an der Universität von Montreal, Vincent Sorrel, Cineast und Forscher an der Universität von Lausanne, und Stéphane Tralongo, erster Assistent an der Abteilung für Geschichte und Ästhetik des Kinos an der Universität von Lausanne.

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