L’Alpe 06 : jahrtausendwende

Übersetzung : Ingrid Beier-Girardet

L’Alpe wurde für eine Leserschaft konzipiert, die an Fachwissen interessiert ist und nach dem Sinn der Dinge fragt. Sie ist die erste Zeitschrift, die sich ausschließlich der europäischen Alpinkultur und dem alpinen Kulturerbe widmet. Ihr Bestreben ist es, zu informieren und einen Gedankenaustausch über die nationalen und die sprachlichen Grenzen hinweg zu fördern. Als Forum für Entdeckungen und für Emotionen interessiert sich L’Alpe für all die, denen es zwischen Donau und Rhône gelang, sich an eine einzigartige Umwelt anzupassen. Zwischen Buch und Zeitschrift angesiedelt ist sie wie ein Buch charakterisiert durch tiefgründige Abhandlungen über ein Schwerpunktthema, analytische Klarheit, ein hohes Qualitätsniveau und sie hat sich einen Namen gemacht durch Autoren von Rang. Als Zeitschrift zeichnet sie sich aus durch eine vierteljährliche Erscheinungsform, die gewährleistet, Diskussionen zu führen, besticht durch eine reichhaltige Bildauswahl, ist charakterisiert durch die unersättliche Neugierde des Journalismus und eine notwendigerweise didaktische Herangehensweise. Obgleich l’Alpe auf einem bestimmten Wissensniveau aufbaut, handelt es sich dennoch um keine wissenschaftliche Zeitschrift. Sie verwendet die Beiträge der Geschichte, der Geographie, der Archäologie, der Ethnologie etc., um so den Spuren, die die Menschen in dieser Gegend hinterlassen haben, einen Sinn zuzuweisen. Gleichzeitig steht sie auch Diskussionen über die Zukunft der Alpen und der Berge der Welt offen gegenüber.

Die erfinderischen Alpen

Die Zeit der lokalen Initiativen ist gekommen. Auf dem Menü : Ein Rezept, das die Hippies damals 1968 in Kalifornien oder im Ardèche bereits auf ihre Art servierten : «  small is beautiful  ». Es steht fest, in den Alpen werden im dritten Jahrtausend die unendlich kleinen Grössen Massstäbe setzen. Liberalismus verpflichet, Schluss mit den grossen, staatlichen Entwicklungsprojeten. Die Bergbewohner müssen nun ihr Schicksal in eigene Hände nehmen. Das kommt gelegen : originelle Initiativen gibt es in Massen. Nur hat man das bisher kaum zur Kenntnis genommen.

Chronik eines angekündigten Missverhältnisses

Die Zukunft der Alpen scheint einem Zwiespalt verschrieben, wenn man den Analysen der Bevölkerungsbewegungen der vergangen Jahrzente Glauben schenkt. Urbanisierte Täler auf der einen, verödete Berge auf der anderen Seite. Ist dieser langsame Rutsch wirklich unabwendbar ?

Manifest für sanfte Alpen

Helmut Moroder, heftiger Verteidiger des Konzepts einer «  dauerhaften Entwicklung  », dem sogenannten «  Sustainable Development  » zugunsten einer, unter dem Joch der Städter stehenden Bergbevölkerung, zeichnet hier ein Plädoyer für ein Abkommen über den Schutz der Alpen. Optimistische und militante Betrachtungen.

Der Magen der Qualle

Nun da das Zeitalter der Entdeckungen vorbei ist, wird das dritte Jahrtausend zum Zeitalter der unterstützten Entdeckungen ? Mit allen Mitteln wird die Bergwelt inszeniert, oft unter einem Blickwinkel, der oft viel darüber aussagt, welche Werte wir dieser Welt beimessen. Das Ergebnis ist eine Uniformisierung der Betrachtungen, die der einzelne sich anzustellen schuldig wägt. Widerspruch, Ausgleich oder Ausnutzung ?

Zu diesen Zeiten, im Jahr – 2000…

Was geschah in den Alpen vor 4000 Jahren ? Die Zauberkraft runder Zahlen regt die Neugierde an. Die Antworten des Vorgeschichtsforschers enthalten aktuelle Schlussfolgerungen. An der ökonomischen, sozialen und menschlichen Logik scheint sich vom Zeitalter der Bronze bis zur Weltraumära nichts Wesentliches verändert zu haben.

Und die Alpen traten in die Zivilisation ein…

Das Jahr 0 gibt es nicht… Also kann es nicht als Meilenstein auf der chaotischen Strasse der Geschichte der Alpen stehen. Es stimmt aber, dass die Romanisierung der Alpenvölker am Wendepunkt unseres Zeitalters, vor ungefähr zweitausend Jahren stattfand. Die Römer waren nämlich nicht so verrückt, wie man hierzulande zu sagen pflegt. Ihre Angst vor den Bergen war nicht so gross, wie die Verlockung der Reichtümer, die es dort gab. So hielt die Zivilisation ihren Einzug in den Alpen manu militari…

Tausend Jahre Saint-Ours

Der Markt von Aosta, der am 30. Januar 2000 zum tausendsten Male eröffnet wird, ist eine ehrwürdige Institution, die immer noch aktuell ist. Sein Ursprung liegt in alten Zeiten, als Pilger und Händler sich auf der Route des Grossen Sankt Bernhard begegneten. Dieses jährliche Volksfest sorgt für das Fortbestehen eines kollektiven Rituals, das Treffen der alpenländischen Volksgemeinschaften rund um ein traditionsreiches Handwerk.

Mit dem Winde verweht…

Auf keinen Fall lassen wir das Jahrtausend zu Ende gehn, ohne dem grossen Organisator, der Landschaften und auch so manchen Menschen geformt hat, zu huldigen. Nichts konnte diesen Übergang in eine neue Welt, in dieses Jahr 2000, das wir uns weniger materialistisch und geistreicher erhoffen, besser illustrieren als der Wind, Symbol für Austausch und Inspiration.

Portfolio : Vollmond

Alpen woanders. Diese grauen Berge, der amerikanische Künstler Michael Light hat sie ausgegraben aus den Archiven der NASA, bevor er ihnen dank der «  Zauberkraft  » des Computers ihren ursprünglichen Glanz wiedergibt. Bilder einer grossen kosmischen Rundreise, die auch Turner wahrscheinlich nicht verleugnet hätte und die ein ausgezeichnetes Symbol sind für ein Jahrtausend, das mit einer Entdeckung abschliesst, die heute nicht weitergeführt wird.

Meine Alpen im dritten Jahrtausend…

Vorsicht : Ausnahme. Die Texte, die hier abgedruckt sind stammen von Schriftstellern, die sich in der Kunst eines spielerischen Ausbruchs zum Thema drittes Jahrtausend geübt haben. Diese Miniaturstücke enthüllen Hirngespinste und Fragen von Wissenschaftlern und Forschern, Fotografen und Schriftstellern, zu einer Zukunft, die im Grunde stark an ein verzogenes Spiegelbild der Gegenwart erinnert…

Mein Meer, meine Berge, meine Leidenschaften…

Sommer. Ferien. Man könnte kein kostbareres, geistiges Gepäck mitnehmen als dieses Jahr 2000 und diese Frage : «  Meine Alpen im dritten Jahrtausend  » ? Köstlicher und heiliger Müssiggang. Ich rette mich in die Stille der glühenden Meerwelt…

Der letzte Tango in Quart-Villair

Erbe der Menschheit, wieder sind es die Alpen, die Dank einer kürzlichen Entdeckung einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der europäischen Geschichte und Bräuche vor dem Atomkrieg liefern. Die Gegend ist jetzt durch die Schaffung eines archäologischen Parks geschützt, man findet dort zahlreiche Überreste, die sicherlich noch viele Aspekte einer vergangenen Zivilisation bergen.

Zwei M für Memory

Das Jahr 2000 ? Natürlich erinnere ich mich ! Das ist für mich sozusagen mein Geburtsjahr, oder besser gesagt, das Jahr meiner Taufe, obgleich ich lange gebraucht habe, hinzukommen. In meinem Zustand ist es nicht so leicht, sich zu bewegen. Deswegen überlegt man lange, bevor man sich entscheidet…

Fata Morgana

Sie kamen von so weit her, dass niemand, auch nicht sie selbst, wussten, weder wann noch wie ihre Reise begonnen hatte. Fest steht, dass die Berge eines Morgens zu wandern begannen, ganz langsam, von Schweigen eingehüllt, und dass sie im Takt von Gewittern und Wind, Wolken und Nebeln, gewandert sind….

Der erste Atemzug

Es hatte zwar alles gut begonnen. Wie jedes Mal hatte Paul Dumont zunächst kurz das Ziel der Konferenz Unsere Welt erklärt und dann das Thema des Abends. Seine Einleitung über die wilde Natur, die Wilderness der Amerikaner, war perfekt einstudiert. Der Übergang zu seinem Film «  der Erste Planet  » war für ihn schon lange kein Problem mehr…

Die Irrfahrten eines Kanaken im Wallis

Ist es nicht angenehm, gescheite Bücher zu lesen, aus denen man lernt, dass die Alpenpässe seit der Altsteinzeit Routen und Korridore sind und bleiben, in denen sich die Menscheit getroffen hat…

Für eine U-Bahn in den Alpen

Die Feier dauerte mehrere Tage. Am 22. Mai 1882, weihte der Bundesrat im Beisein von Abgeordneten der schweizer, deutschen und italienischen Regierungen die Eisenbahn des Gotthard ein. Diese Bahnlinie betrachtete man als ein Band zwischen den Völkern, ein Bauwerk, das es ermöglichte, den Norden Europas über des Mittelmeer und den Suezkanal mit Indien zu verbinden…

Alpenburg 2044

Die Lawine hat am 15. Februar 2044 das Dorf nicht getroffen, was die Alpenburger nicht erstaunte. Trotz mehr als einundzwanzig Meter Schneefall seit November, haben die Schutzwälle an den Hängen standgehalten…

Schwarze Sonne

Eins-neun-neun-neun, zwei-null-null-null… Warum sollte der Übergang von der einen Zahlenreihe zur anderen, wo eine nicht schöner noch besser geordnet ist als die andere, eine wirkliche Änderung darstellen. Was ändert sich, wenn der Zähler von 1999 auf 2000 Kilowatt umspringt ?

Die Uhrmacher des Lichts

In diesem vorletzten Sommer vor dem Abschluss des zweiten Jahrtausends, ziehe ich die Furchen der Zeit nach, ein Unternehmen im Rahmen von gnomonischen und malerischen Restaurationsarbeiten einer Sonnenuhr aus dem Jahre 1776. Von dem Gerüst dieser Baustelle aus verliert sich mein Blick in dem riesigen Wandbild…

Ein Sinn für das Ursprüngliche

Er hatte ein Recht darauf, es zu wissen. Niemand hätte verstanden, warum das Publikum die berechtigten Fragen der Zeitungen nicht beantwortet, um irgend jemanden zu überzeugen : Ja, Joseph Durant dachte genau das gleiche wie alle anderen ; Joseph Durant hatte sich selbst gemacht, Joseph Durant lebte sein Leben voll und ganz, Joseph Durant machte etwas aus seinem Leben…

Jahr 2000. Die Entstehung eines Bilds

Es ist die Regenzeit, mit ihren Nebeln und ihren Fantomen, der stechenden Sonne vor dem Gewitter, den Gewittern, die sich am Himalaya messen und seinen mächtigen Wolken. Die Zeit des Monsun mit seiner seltsamen und drohenden Stimmung. Mai 1994. In diesem Tal im Everestgebirge, in Nepal, ohne Touristen. Sie bevorzugen die ruhigeren Atmosphären im Herbst.

Die Last der Gewissheit

Ich bin ein alter Mann und wenn ich zur Herde geh, dann nur zum zuschaun. Unser Neffe bestimmt jetzt über alles. Wenn die Herde von der Alm herunterkommt, dann bleib ich zu Hause. Ich kann dann meine Tagebücher lesen, über Wanderungen und die Sommer auf der Alm, und auch die Tagebücher anderer Hirten aus dem letzten Jahrhundert, die ich nicht gekannt habe…

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