L’Alpe 59 : Chambéry, ein Knotenpunkt in den Alpen

Übersetzung : Christiane Krieger

L’Alpe ist die erste Zeitschrift, die sich ausschließlich dem alpinen Kulturerbe Europas widmet, und wendet sich an eine Leserschaft, die ihren Wissenshorizont erweitern und hinterfragen möchte. Ihr Ziel  : über Sprachbarrieren hinweg informieren. Als Forum für Entdeckungen und Begegnungen richtet L’Alpe das Augenmerk auf die Menschen, die sich zwischen Donau und Rhône einem einzigartigen Lebensraum angepasst haben. L’Alpe weist sowohl Merkmale eines Buches als auch eines Magazins auf  : Auf der einen Seite enthält L’Alpe Beiträge renommierter Autoren zu einem thematischen Schwerpunkt, die sich durch analytische Klarheit und ein hohes Niveau auszeichnen. Auf der anderen Seite erscheint L’Alpe in vierteljährlichen Abständen und bietet so hinreichend Raum für Diskussionen. Auch die vielseitige Illustration, die journalistische Neugier und der didaktische Ansatz sind Kennzeichen eines anspruchsvollen Magazins. Obwohl L’Alpe sich auf ein solides Faktenwissen stützt, erhebt die Zeitschrift keinen wissenschaftlichen Anspruch  ; Geschichte, Geographie, Archäologie und Ethnologie dienen als Rahmen, um Spuren und Zeugnisse, welche die Menschen im Alpenraum hinterlassen haben, richtig einordnen zu können. Doch L’Alpewendet den Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern ist auch offen für Diskussionen über die Zukunft der Alpen und der Gebirgsregionen in aller Welt.

Das Savoyen als Hinterlassenschaft

Die Stadt der Herzöge, «  die Pforte der Alpen  », wie man einst sagte, war über mehrere Jahrhunderte hinweg die historische Hauptstadt des Savoyen, bis sie in dieser Glanzrolle von Turin abgelöst wurde. Ein Erbe, welches das Stadtbild noch heute prägt – sowohl in architektonischer als auch in institutioneller Hinsicht aber auch, was das Selbstverständnis der Stadt betrifft.

Alpin vernetzt

Chambéry, alpin ? Metropole oder Gebirgsort ? Zwei unvereinbare Zustände ? Aufgrund ihrer historischen Bedeutung ist es dieser Stadt beschieden, im Herzen eines alpinen Netzwerks inmitten einer urbanen Welt im Umbruch eine Schlüsselrolle einzunehmen. Die eines Umschlagplatzes, sozusagen, für eine neue Vision der Relation Stadt-Berg.

Solidarität zwischen Stadt und Berg

In Chambéry wird 2013 die Bergwelt in zahlreichen Veranstaltungen gefeiert, die alle Akteure des Sektors mit einbeziehen. Auf diese Weise finden sich Bergler und Städter in gemeinsamem Wirken vereint – ein solidarischer Akt, wie ihn Bürgermeisterin Bernadette Laclais hier beschwört.

Die Natur vor der Haustür

Das Haus der Schutzgebiete (Maison des Parcs) im Herzen von Chambéry hat es sich zur Aufgabe gemacht, Berg und Stadt einander näher zu bringen. Doch wie lassen sich die Identitäten des Massif des Bauges, des Massif de Chartreuse oder des Nationalparks Vanoise am besten transportieren ? Wie die – oft gegensätzlichen – Erwartungen erfüllen ? Und wen will man damit eigentlich erreichen ? Eine umfassende Debatte im Mittelpunkt der vielschichtigen Beziehungen zwischen Stadt und Alpen.

Endstation Sehnsucht

Ein ehrgeiziger politischer Wille hat Chambéry einst ins Zentrum des europäischen Schienennetzwerkes gesetzt. Diese frühe Hinwendung zum Fortschritt hat Spuren hinterlassen : menschliche, die sich in einer ausgeprägten Eisenbahnerkultur widerspiegeln, und architektonische wie den eindrucksvollen Rundschuppen der SNCF. Heute bestärkt das Projekt Lyon-Turin die privilegierte Rolle der Stadt. Und es belebt den Traum von vielgestaltigen Verbindungen, der… bis in die 1830er Jahre zurückreicht !

Ein italienisches Herz

Eine Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen, die zur Stunde Europas nicht aktueller sein könnte. Im Rhythmus der Strömungen und Gegenströmungen der Geschichte unterlagen die Beziehungen zwischen Chambéry und den Nachbarn jenseits der Alpen zahlreichen Wandlungen.

Im Museum flanieren

Das von 2009 bis 2011 von Grund auf renovierte Musée des Beaux-Arts in Chambéry bietet seinen Sammlungen, die nicht zuletzt auf der Italienzugewandtheit des Savoyen gründen, einen völlig neuen Ausstellungsrahmen. Der Kunstkritiker Jean-Louis Roux lädt hier zu einem ganz persönlichen Rundgang in den neuen Räumlichkeiten ein, die ihn zweifelsohne überzeugen konnten.

Die Prämissen der Nachtigall

Rousseau war Chambéry leidenschaftlich verbunden. Hier, in diesem ländlichen Rahmen, konnte sich, wie die Stadt sich gerne rühmt, Jean-Jacques Rousseaus Geist entfalten. Hier wurde allerdings auch die Statue des verabscheuten Revolutionärs gestürzt. Heute wird das Andenken an den großen Philosophen im Landsitz Les Charmettes gewahrt, der jährlich zahlreiche Besucher aus aller Herren Länder anzieht.

Der Abenteurer und die Elefanten

Graf-General Benoît de Boigne ist nicht ohne Grund eine der herausragenden Persönlichkeiten Chambérys. Der Der Graf – in Indien ein erfolgreicher Heerführer und Handelsmann – stiftete sein Vermögen der Verschönerung der Stadt. Heute wacht der Wohltäter von der Höhe des Elefantenbrunnens über Chambéry – einem Monument, das zu seinem Gedenken errichtet wurde.

Wiederauflage : die Frische der Frauen aus Chambéry

Im 19. Jahrhundert führte jede Reise in die Alpen und nach Italien zwangsläufig auch durch das Savoyen und Chambéry. Daher widmet Alexandre Martin 1835 ein Kapitel seines Werkes La Suisse pittoresque et ses environs (Die malerische Schweiz und ihre angrenzenden Gebiete) den «  Sitten, Charakteren und Bräuchen  » der Stadt. Ein Reiseführer für Touristen, der frisch-fröhlich Klischees, Anmerkungen zu Bevölkerungsgruppen und quasi ethnologische Beobachtungen vermengt…

Portfolio : der Spaziergänger von Chambéry

Seit vielen Jahren streift Gilles Garofolin durch die Straßen der Stadt. Für seine Arbeit, aber auch einfach für sich selbst. Aus den Hunderttausenden von Bildern, die seine Archive füllen, hat er eine Blütenlese von Bildern der Stadt Chambéry zusammengestellt.

Praktisch : stadtbummel

Woher nimmt Chambéry seinen Charme, den Einwonhner wie Besucher gleichermaßen zu schätzen wissen ? Zum Teil verdankt die Stadt ihn wohl ihrer geografischen Lage zwischen See und Gebirge, aber sicher auch den alten Gassen im Stadtzentrum, wo Caféterassen in den Fußgängerzonen zum Verweilen einladen…

Eine (zu) diskrete Genießerin

Die Kunst des Kochens in Chambéry profotiert von den schmackhaften Erzeugnissen aus den umliegenden Bergen. Die Stadt hat es aber auch stets verstanden, die Köstlichkeiten, die von Reisenden bei einem Zwischenstopp in diesem Ort am kulinarischen Scheideweg eingebracht wurden, zu integrieren und gelegentlich sogar im größeren Stil zu vermarkten.

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