L’Alpe 81 : Ganz im Süden. Von den Ecrins bis ans Mittelmeer

Übersetzung : Christiane Krieger

L’Alpe ist die erste Zeitschrift, die sich ausschließlich dem alpinen Kulturerbe Europas widmet, und wendet sich an eine Leserschaft, die ihren Wissenshorizont erweitern und hinterfragen möchte. Ihr Ziel  : über Sprachbarrieren hinweg informieren. Als Forum für Entdeckungen und Begegnungen richtet L’Alpe das Augenmerk auf die Menschen, die sich zwischen Donau und Rhône einem einzigartigen Lebensraum angepasst haben. L’Alpe weist sowohl Merkmale eines Buches als auch eines Magazins auf  : Auf der einen Seite enthält L’Alpe Beiträge renommierter Autoren zu einem thematischen Schwerpunkt, die sich durch analytische Klarheit und ein hohes Niveau auszeichnen. Auf der anderen Seite erscheint L’Alpe in vierteljährlichen Abständen und bietet so hinreichend Raum für Diskussionen. Auch die vielseitige Illustration, die journalistische Neugier und der didaktische Ansatz sind Kennzeichen eines anspruchsvollen Magazins. Obwohl L’Alpe sich auf ein solides Faktenwissen stützt, erhebt die Zeitschrift keinen wissenschaftlichen Anspruch  ; Geschichte, Geographie, Archäologie und Ethnologie dienen als Rahmen, um Spuren und Zeugnisse, welche die Menschen im Alpenraum hinterlassen haben, richtig einordnen zu können. Doch L’Alpe wendet den Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern ist auch offen für Diskussionen über die Zukunft der Alpen und der Gebirgsregionen in aller Welt.

DOSSIER

Hierarchie der Höhenunterschiede… 

Die französischen Bezeichnungen „Maralpins“ (von Alpes-Maritimes), „Basalpins“ (von Basses-Alpes – heute Alpes-de-Haute-Provence) und „Hautalpins“ (von Hautes-Alpes), die nicht älter sind als die französische Revolution, suggerieren die Existenz deutlich nach Höhen voneinander abgegrenzter Bevölkerungsschichten, die nur ihre alpine Zugehörigkeit verbindet. Da drängt sich die Frage auf, ob diese Namen, abgesehen von administrativen Vorteilen, geeignet sind, die so Benannten von den restlichen Alpenbewohnern zu unterscheiden ? Antworten mit Zwischentönen… Von Jean-Claude Duclos, Direktor des Musée Dauphinois bis 2011, Museums- und Ausstellungsdesigner.

Übergangsland

Die Grenzen des äußerst begehrten Gebiets der südlichen französischen Alpen, einst mit dem Haus Savoyen benachbart, heute mit Italien und Monaco, waren – im Takt der Kriege und Friedensabkommen – starken Fluktuationen unterworfen. Die bewegte Geschichte seiner Grenzverläufe und Migrationsströme hat die Identität dieses territorialen Mosaiks mit komplexer Vorstellungswelt tief geprägt. Mehr denn je ist die Frage der Flüchtlingsaufnahme von brennender Aktualität. Ein Beitrag von Yvan Gastaut, Doktor der Geschichte und Dozent an der Universität von Nizza.

JAHRESTAG

Clarence Bicknell und das Vallée des Merveilles

Der englische Gelehrte, Humanist und Freund der südlichen französischen Alpen, war der erste, der sich ernsthaft und akribisch der Erforschung der sagenumwobenen frühgeschichtlichen Felsgravuren des Vallée des Merveilles im Mercantour widmete. Diesen Sommer jährt sich zum hundertsten Mal sein Todestag. Von Jean-Loup Fontana, Chefkonservator.

Der Queyras, ein Archetyp der Alpen 

Ein Paradies der alpinen Ethnologie ? Ähnlich wie das Wallis für die Schweiz oder Tirol für Österreich wurde der Queyras auf den Rang eines für die alpinen Kulturen repräsentativen, ja emblematischen Gebietes gehoben. Nicht ohne die inhärente Gefahr des Klischees, der Karikatur oder gar des Zerrbildes. Und um den Preis einer, gelinde gesagt, exzessiven und für die Bevölkerung oft befremdlichen Stilisierung zum Kulturerbe. Ein Beitrag von Jean Guibal, Chefkonservator und Verlagsleiter von L’Alpe.

Mit Giono in die Welt der Berge

„Hier bin ich zuhause !“. Giono hat man zum Dichter der Provence gemacht, obgleich er wesentlich mehr über die Berge geschrieben, sie quasi neu geschrieben hat. Hier, in der Abgeschiedenheit zwischen Fels und Wildbach, hat er sich zuhause gefühlt. Die Höhen, in die uns Giono in seinem Werk entführt, sind keine geographischen. Es handelt sich um geträumte Berge. Eine zu erfindende Welt. Von Jacques Le Gall, Dozent für Französische Literatur an der Université de Pau et des Pays de l’Adour.

PORTFOLIO

Tierische Konterfeis

Patrick Domeyne ist Fotojournalist. Einer, der sein Handwerk von der Pike auf in der harten Schule der regionalen Tagespresse gelernt hat. Wenn er nicht gerade Radrennfahrer beim Tour de France, Kletterer im Fels oder Musiker auf Tournee in seinen Kasten bannt, widmet er sich dem Porträtieren in der Tierwelt. Ein geheimer Garten, der Gesicht mal anders zeigt ! Von Pascal Kober, Chefredakteur von L’Alpe.

Sommerspiele, Winterspiele

Die Entwicklung des Tourismus in den südlichen französischen Alpen hatte gleich mehrere Höhepunkte. Der Anziehungskraft der ersten Kurorte an der Mittelmeerküste und der von Pionieren des Alpinismus gestürmten Gipfel folgte der Ruf des weißen Goldes. Die zunehmende Diversifizierung der Wintersportarten – noch beschleunigt durch den Klimawandel – leitet eine neue Ära ein. Die des Post-Tourismus ? Ein Beitrag von Émeline Hatt, Lehr- und Forschungsbeauftragte für Raumordnung und Städtebau an der Université d‘Aix-Marseille.

Alle Wege führen in den Süden !

Straßen als Kulturerbe ? Ihren Status hat der Tourismus jedenfalls von Anfang an verändert. Sie wurden zum Faustpfand in der Raumordnungspolitik und Imagepflege einer ganzen Region. Ob Route Napoléon, Route des Grandes Alpes, Grande Traversée des Alpes oder Via Alta : das Wegenetz mit hohem Mehrwert ist in den südlichen französischen Alpen äußerst dicht. Eine Chronik der Errichtung dieses Netzes und seiner jüngsten Entwicklungen. Von Xavier Bernier, Geographieprofessor an der Sorbonne, Paris.

Wächter über die Natur ?

Nach einer in den 1970er Jahren eher konfliktreichen Entstehungsphase hat sich die Wahrnehmung der Naturparks in der Gesellschaft mit der steigenden Dringlichkeit von Umweltfragen zum Positiven gewandelt. So dass – in den südlichen französischen Alpen mehr noch als andernorts – gar eine neue Beziehung zwischen Mensch und Berg entsteht ? Von Xavier Fribourg, Chef de Service Territorial im Nationalpark Mercantour.

PRAKTISCH

Verlockendes Kulturerbe

Am besten lässt es sich erkunden, indem man die oft malerisch hoch gelegenen, immer aber durch Schönheit und Charakter bestechenden Dörfer dieser Alpenregion durchstreift. Hier ein bunter Markt, ein Almauftriebsfest, dort eine Holzscheune, eine Pilgerstätte inmitten eines Naturschutzgebiets oder ein Musikfestival … Lassen Sie sich (ver-)führen ! Von Caroline Audibert, Journalistin mit Schwerpunkt Beziehungen zwischen Mensch und Mitwelt.

Reich gedeckte Tafel 

Genussvoll, dieser Ausflug von einem Teller zum nächsten quer durch die verschiedenen Gebiete der südlichen französischen Alpen. Der Weg von Tisch zu Tisch vom Norden bis in den Süden führt von Butter und Schmalz zum Olivenöl, von der Kuh- zur Ziegenmilch bis zu gesunder Küche mit und ohne Tomaten. Von den Maultaschen aus dem Hochgebirge zu den aromatischen Gerichten der Provence entfaltet sich eine bunte Palette an Geschmäckern und Wohlgerüchen. Von Henri Pelletier, unabhängiger Journalist und Liebhaber der Gaumenfreuden.

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