L’Alpe 10 : winterfeste

Übersetzung :Brigitte Hanemann

L’Alpe wurde für eine Leserschaft konzipiert, die an Fachwissen interessiert ist und nach dem Sinn der Dinge fragt. Sie ist die erste Zeitschrift, die sich ausschließlich der europäischen Alpinkultur und dem alpinen Kulturerbe widmet. Ihr Bestreben ist es, zu informieren und einen Gedankenaustausch über die nationalen und die sprachlichen Grenzen hinweg zu fördern. Als Forum für Entdeckungen und für Emotionen interessiert sich L’Alpe für all die, denen es zwischen Donau und Rhône gelang, sich an eine einzigartige Umwelt anzupassen. Zwischen Buch und Zeitschrift angesiedelt ist sie wie ein Buch charakterisiert durch tiefgründige Abhandlungen über ein Schwerpunktthema, analytische Klarheit, ein hohes Qualitätsniveau und sie hat sich einen Namen gemacht durch Autoren von Rang. Als Zeitschrift zeichnet sie sich aus durch eine vierteljährliche Erscheinungsform, die gewährleistet, Diskussionen zu führen, besticht durch eine reichhaltige Bildauswahl, ist charakterisiert durch die unersättliche Neugierde des Journalismus und eine notwendigerweise didaktische Herangehensweise. Obgleich l’Alpe auf einem bestimmten Wissensniveau aufbaut, handelt es sich dennoch um keine wissenschaftliche Zeitschrift. Sie verwendet die Beiträge der Geschichte, der Geographie, der Archäologie, der Ethnologie etc., um so den Spuren, die die Menschen in dieser Gegend hinterlassen haben, einen Sinn zuzuweisen. Gleichzeitig steht sie auch Diskussionen über die Zukunft der Alpen und der Berge der Welt offen gegenüber.

Ein schwaches Licht aus prähistorischen Zeiten
Der Winter ist eine harte Jahreszeit. Eine Zeit des Kampfes zwischen Licht und Dunkelheit, aber auch eine Zeit der Stille und der Geduld. Von dieser Faszination der Dunkelheit aus prähistorischen Zeiten ist noch heute etwas zu spüren. Seit Urzeiten wurden die Mythen und Riten überliefert, von denen die Feste des Winters heute noch zeugen und sie spiegeln die mysteriöse und enge Beziehung des Menschen zum Winter wider.

Die große Runde der Feste im Alpenraum
Der Reigen beginnt bereits im November : die Masken übernehmen die Macht in den Tälern, sie nehmen die Totengeister mit und bringen die jungen Leute zum Heiraten, begleitet von einem freudigen Durcheinander alter Rituale und religiöser Bräuche, die Fruchtbarkeit und Wohlstand garantieren sollen. Von den französischen Seealpen bis nach Slowenien sind die unzähligen Maskeraden und Festivitäten Variationen der alten Rituale, deren Bedeutung oft verloren gegangen ist.

Das Geheimnis unter den Masken
Dämonische Harlekins und geschlechtslose Epheben führen den Maskenumzug in den ladinischen Tälern an. Diese Feste sind von Südtirol bis in die Dolomiten hinein immer noch lebendig und ihre Wurzeln reichen zurück in eine diffuse Mischung aus Mythen und Ritualen, aus Glauben und Tradition. Aber für die Beteiligten ist das unbedeutend. Sind diese Karnevals nicht vor allem die beste Möglichkeit, ihre kulturelle Identität zu zeigen ?

Illustrations du Roman de Fauvel, manuscrit du XVe siècle, l'une des premières représentations d'une mascarade carnavalesque. Bibliothèque nationale de Paris.

Der Bräutigam wird von seinem eigenen Junggesellen eingesargt
Eine seltsame Zeremonie schließt die Karnevalsfestivitäten in den Südalpen ab. Dieses scheinbare Unter-die-Erde-bringen des Karnevalskönigs ist gleichbedeutend mit der traditionellen Beerdigung des Junggesellendaseins. Ein burleskes Ritual, das die Rolle der jungen Leute in der dörflichen Gemeinschaft unterstreicht.

Fleischpastete und andere Gerichte
Zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag eröffnet der «  Zyklus der zwölf Tage  » den Winter. Diese festliche Zeit ist charakterisiert durch religiöse Feste und begleitet von regionalen Bräuchen. Dazu gehören als wichtiger Bestandteil die Zubereitung und der Verzehr traditioneller Gerichte. Ein Überblick über die Bräuche in den Gegenden Savoyens…

Die Wiedergeburt des Fests
Die Tradition als Wiedergeburt der Moderne ? In zahlreichen alpinen Dörfern besann man sich auf die alten Feierlichkeiten zurück sie wurden von einer Handvoll engagierter Bewohner wiederbelebt (inszeniert?). In verjüngter Form sind sie (wieder) zu einem Bindeglied innerhalb der Gemeinschaft geworden. Diese Karnevals und sonstigen Feste geraten manchmal in den Bann einer suspekten Folklore oder einer mediengerechten Aufmachung und bieten eine paradoxe Zuflucht.

Die Betschwester und der Stier
Die Natur und der Mensch werden am Beginn des Frühlings von neuer Kraft durchflossen. Gebrüll und Getöse, Freudenfeuer und Farcen… im Trentino gaben sich die jungen Leute einem ursprünglichen und unerhörten Spektakel hin. Der Tratomarzo, eine alte ausschweifende heidnische Tradition, ist heute nur noch in Bruchstücken überliefert, die manchmal als touristische Attraktion vermarktet werden.

Die Nacht der Tschäggätä
Die Masken aus dem Lötschental im Wallis werden heutzutage, geradezu sinnbildlich, als Souvenirartikel vermarktet und der Karneval scheint seine Seele verloren zu haben. Aber die furchterregenden Tschäggätä weigern sich, ihr Dasein auf die Rolle als Touristenattraktion zu beschränken. Die jungen Leute haben diesem zügellosen Fest neue Lebensgeister eingehaucht. Damit das Fest und die Verrücktheit fortbestehen…

Ein Sohn
Von den Höhen der Mantelinha aus betrachtet gleicht die Welt nicht im geringsten einem Jammertal. Im Januar hat derjenige, der nicht in der Seele blind ist und von dort oben alles ringsherum mit unberührtem Schnee bedeckt sieht, und selbst ein Schäfer, dessen Herde vor Hunger im Stall schreit, den Eindruck, dass die Welt nur deshalb geschaffen wurde, um diese Weiße möglich zu machen.

Ein wenig ewiger Schnee
Wühlen Sie in Ihren Kindheitserinnerungen. Zum Beispiel eine Rückkehr aus dem Skilager. Erinnern Sie sich an sie ? Auf ihrem Platz neben dem Abzeichen aus Filz, das nie auf Ihren Rucksack genäht wurde, Seite an Seite mit dem Eispickel-Barometer und der Gämse aus flauschigem Stoff ? Schütteln Sie Ihr Gedächtnis. Die kleinen weißen Flocken wirbeln umher.

Reisen zu den Himmelsbergen
Eine von kirgisischen Nomaden bewohnte beeindruckende Bergkette säumt die Grenzen Rußlands und Chinas. Zu Beginn des Jahrhunderts wagten sich nur wenige Menschen aus dem Westen dorthin auf der Suche nach unbestiegenen Gipfeln ; sie waren noch mit ungenauen Karten ausgestattet. Unter ihnen befand sich ein italienischer Prinz und sein Führer, begleitet von einem Ethnologen aus dem Aostatal. Ein Jahrhundert später folgten zwei ihrer Landsleute ihren Spuren in dieses mysteriöse Tien Shan.

Von der Kunst und den Schweinen
Die Ausstellung «  Traversées  » wurde einen Sommer lang im Ecrins Nationalpark gezeigt. Fünf zeitgenössische Künstler (eine Fotografin und vier Schriftsteller) konnten so ihre Werke entlang des Weges aufstellen, der von La Bérarde zur Châtelleret Hütte führt, mitten in der Kernzone des Parks. Ein Sakrileg, das zahlreiche Widersprüche und leidenschaftliche Streitereien in der Erinnerung zurückläßt… eine Meinungsumfrage.

Retour en haut