L’alpe 28 : wohnen in den bergen

Übersetzung : Alexandra Orgaz

L’Alpe ist die erste Zeitschrift, die sich ausschließlich dem alpinen Kulturerbe Europas widmet, und wendet sich an eine Leserschaft, die ihren Wissenshorizont erweitern und hinterfragen möchte. Ihr Ziel : über Sprachbarrieren hinweg informieren. Als Forum für Entdeckungen und Begegnungen richtet L’Alpe das Augenmerk auf die Menschen, die sich zwischen Donau und Rhône einem einzigartigen Lebensraum angepasst haben. L’Alpe weist sowohl Merkmale eines Buches als auch eines Magazins auf : Auf der einen Seite enthält L’Alpe Beiträge renommierter Autoren zu einem thematischen Schwerpunkt, die sich durch analytische Klarheit und ein hohes Niveau auszeichnen. Auf der anderen Seite erscheint L’Alpe in vierteljährlichen Abständen und bietet so hinreichend Raum für Diskussionen. Auch die vielseitige Illustration, die journalistische Neugier und der didaktische Ansatz sind Kennzeichen eines anspruchsvollen Magazins. Obwohl L’Alpe sich auf ein solides Faktenwissen stützt, erhebt die Zeitschrift keinen wissenschaftlichen Anspruch ; Geschichte, Geographie, Archäologie und Ethnologie dienen als Rahmen, um Spuren und Zeugnisse, welche die Menschen im Alpenraum hinterlassen haben, richtig einordnen zu können. Doch L’Alpe wendet den Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern ist auch offen für Diskussionen über die Zukunft der Alpen und der Gebirgsregionen in aller Welt.

Alpen aus Holz,
Alpen aus Stein
„Das Haus ist das greifbarste und persönlichste Kennzeichen der ethnischen Identität  » , sagt der Ethnologe Leroi-Gourhan. Tatsächlich gilt es als eines der letzten Merkmale regionaler Eigenheiten und gibt daher Anlass zu allerlei konfusen, teilweise radikalen Vorstellungen und Schlussfolgerungen.

Wohnen in den Bergen
Eine wundersame Mixtur, dieser alpine Baustil, ursprünglich und abwechslungsreich – drei Tropfen Kultur, zwei Unzen Natur und eine Messerspitze gesunden Menschenverstands, das Ganze garniert mit einer Prise Phantasie und Kunstgeschmack… Vom Norden bis zum Süden entfaltet sich die bäuerliche Architektur der Alpen in einem Reigen von Formen, Techniken und Baustoffen.

Die Dächer
des Dachs (von Europa)
Sie präsentieren sich in den verschiedensten Formen, Materialien und Farben und tragen zum harmonischen Gesamtbild unserer alpinen Siedlungen bei : schlichte Dächer, von mehreren Handwerkergenerationen liebevoll entworfen, die heute ins Banale abzugleiten drohen. Plädoyer für die Würdigung einer nicht mehr gepflegten Ästhetik.

Die Höhle des Schäfers
Riesige Gesteinsbrocken wurden für die Schäfer der südlichen Zentralalpen zur Herberge. Sie waren das Rohmaterial für Hunderte von Kellern, Scheunen, Ställen und anderen als Unterschlupf dienenden Bauten. Bescheiden aber praktisch, sind sie Zeugen einer geschickten Nutzung der natürlichen Umgebung. Und ein sehr originelles architektonisches Erbe.

Das Wandern
ist des Maurers Lust
Jedes Jahr machten sich die fahrenden Maurer des kleines Lys-Tals im Aostatal auf den Weg, um ihr Handwerk jenseits der Berge auszuüben. Auf diese Weise trugen sie den Baustil ihrer eigenen Dörfer bis nach Savoyen und ins Wallis. Die ursprünglich fremdartigen Bauwerke sind heute aus dem lokalen Kulturerbe nicht mehr wegzudenken und zeugen von der langen europäischen Tradition der Wissenstradierung.

Das Holz,
aus dem die Speicher sind
Zweihundert Bäume für ein einziges Haus ! Eine beeindruckende Zahl – Ergebnis einer Untersuchung, die jüngst an einem traditionellen, dreihundert Jahre alten Bauernhaus in einem kleinen Seitental des Aostatals durchgeführt wurde. Solche „Raccards  » wurden damals zu Dutzenden gebaut, und der Wald schien eine unerschöpfliche Quelle…

In der Wärme
des Kaminfeuers
Ein dickbäuchiger Kachelofen heizt dieses gemütliche, mit Holz ausgekleidete Wohnzimmer : die Stube, im französischsprachigen Teil der Alpen Chambre chaude genannt. Heimelig und liebevoll eingerichtet, ist die Stube Mittelpunkt des familiären und gesellschaftlichen Lebens. Sie steht für eine mittelalterliche Tradition, die sich über Jahrhunderte hinweg erhalten hat.

Fotograf und Ethnograf
zugleich
Seit Jahren durchstreift Roberto Neumiller den Alpenraum, um das Porträt seiner Bewohner zu zeichnen. Bei einer ungewöhnlichen Gegenüberstellung seiner Werke mit teils hundert Jahre alten Fotografien aus dem Fundus des Musée dauphinois von Grenoble lassen sich verblüffende Parallelen entdecken.

Vom Speicher zum „Mazot  » :
die Metamorphose
In früheren Zeiten bargen diese teilbaren, demontierbaren Puppenhäuser Vorräte für den Winter, Schätze des Alltags und… eine starke symbolische Bedeutung. Umbenannt in „Mazot  » und mit einer neuen Identität versehen, tragen sie heute zur Idealisierung und Mythologisierung der Berge bei.

Verbrennt
die Schweizer Kuckucksuhren !
Geranien und Chalets im altrustikalen Stil haben die Alpen erobert. Ein Glücksfall für alle Bauherren, die noch aus jedem Altholz Kapital schlagen. Doch unter dem Deckmantel des Traditionsbewusstseins ist der rustikal-alpenländische Baustil dabei, die kreative zeitgenössische Architektur zu ersticken. Ein Schuss vor den Bug.

Zeit anders entdecken
Sie sind von den Jahren gezeichnet, unzählige Male gestrichen, ausgebessert und tragen als einzigen Schmuck prunklose Schließmechanismen aus Eisen- oder Holz. Für den, der sie zu betrachten versteht, fügen sich Klinken, Türen und Fensterläden zu einem Gemälde zusammen. Catherine Stahly-Mougin hat sie in Volvent entdeckt, einem kleinen Dorf mit 20 Einwohnern, das auf 850 Metern Höhe im bergigen Teil des Drôme-Tals liegt.

Abrechnung
zwischen Rhône und Guiers
Louis Mandrin, dem das Musée dauphinois eine große Ausstellung widmet, gehörte zu dem großen Schmugglernetz, das Mitte des 18. Jahrhunderts ein geschäftiges Treiben entfaltete. Dies stellte sich nach einem minutiösen Studium der Archive des savoyischen Senats heraus.

Entdecker der Alpes Maritimes
Ende des 19. Jahrhunderts erforscht der adelige Gelehrte und Alpinist Victor de Cessole das zerklüftete Profil des oberen Var-Tals. Vierzig Jahre lang wird der Kartograf und Fotograf das Gebirge des Nizzaer Hinterlands erforschen. Dabei gelingt ihm die Besteigung einiger beeindruckender Gipfel, wie etwa der Aiguilles de Pelens .

Brüchiger Berg
Vor hundert Jahren, am 16. August 1905, besteigen vier Männer den Gipfel der Grande Aiguille de Pelens . Um hinauf zu gelangen, müssen sie nahezu akrobatische Leistungen auf bröckeligem Fels vollbringen. Ein großer Triumph für Victor de Cessole und seine Führer – und das in einer Berggruppe, die auch heute noch als gefährlich gilt.

Das Wort hat der Leser
Und hier die Ergebnisse der Umfrage, die wir im letzten Winter in der Ausgabe Nr. 26 unter unseren Lesern durchgeführt haben.

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