L’Alpe 38 : halali in den Bergen

Übersetzung : Alexandra Orgaz

L’Alpe ist die erste Zeitschrift, die sich ausschließlich dem alpinen Kulturerbe Europas widmet, und wendet sich an eine Leserschaft, die ihren Wissenshorizont erweitern und hinterfragen möchte. Ihr Ziel : über Sprachbarrieren hinweg informieren. Als Forum für Entdeckungen und Begegnungen richtet L’Alpe das Augenmerk auf die Menschen, die sich zwischen Donau und Rhône einem einzigartigen Lebensraum angepasst haben. L’Alpe weist sowohl Merkmale eines Buches als auch eines Magazins auf : Auf der einen Seite enthält L’Alpe Beiträge renommierter Autoren zu einem thematischen Schwerpunkt, die sich durch analytische Klarheit und ein hohes Niveau auszeichnen. Auf der anderen Seite erscheint L’Alpe in vierteljährlichen Abständen und bietet so hinreichend Raum für Diskussionen. Auch die vielseitige Illustration, die journalistische Neugier und der didaktische Ansatz sind Kennzeichen eines anspruchsvollen Magazins. Obwohl L’Alpe sich auf ein solides Faktenwissen stützt, erhebt die Zeitschrift keinen wissenschaftlichen Anspruch ; Geschichte, Geographie, Archäologie und Ethnologie dienen als Rahmen, um Spuren und Zeugnisse, welche die Menschen im Alpenraum hinterlassen haben, richtig einordnen zu können. Doch L’Alpe wendet den Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern ist auch offen für Diskussionen über die Zukunft der Alpen und der Gebirgsregionen in aller Welt.

Todbringend 
oder lebenspendend ?
Die Rolle der Jagd in den Alpen birgt eine gewisse Ambivalenz. Symbolik und gesellschaftliche Bedeutung der Jagd, aber auch die Konzeption von Wildem und Häuslichem stellen landläufige Vorurteile in Frage, ja werfen sie zuweilen über den Haufen. Viele Fährten, die zu einem Umdenken führen könnten …

Am Anfang war die Jagd
Was suchten sie am Fuße der Gletscher, diese Abenteurer vergangener Zeiten ? Murmeltiere, Adler, Steinböcke und Höhlenbären boten dem Steinzeitmenschen neue Nahrung, aber auch neue Herausforderungen. Weit mehr als ein schlichter Kampf gegen Raubtiere, erschloss die prähistorische Jagd in den Alpen neuen Raum für die menschliche Fantasie.

Höllenritt
Die Wilde Jagd ist ein universeller Mythos, der auch in den Alpen in zahlreichen Varianten vertreten ist. Strafe, Zorn und Angst, doch auch Erotik und Fruchtbarkeit sind im Ritt der wilden Jäger symbolhaft verkörpert.

Jagdsüchtig
Gaston Fébus, Graf von Foix, schreibt Ende des 14. Jahrhunderts das „Buch der Jagd  » (Livre de Chasse)ein Werk mit prachtvollen Illustrationen. Der Autor ist nicht nur passionierter Jäger, sondern auch ein brillanter Erzähler. Meisterhaft vermittelt er die von ihm beherrschten Jagdtechniken ebenso wie sein umfangreiches Wissen über Tiere und seine tief empfundene Liebe für die Bergwelt der Pyrenäen. Ein außergewöhnliches Werk, das seinen Reiz nicht verloren hat.

Jäger und Sammlung
Das Jagd- und Naturmuseum in Paris wurde vor Kurzem rundum erneuert. Es birgt wahre Kultur- und Kunstschätze, die von den Beziehungen zwischen Mensch und Wild zeugen. Besonders bemerkenswert : eine Sammlung von etwa dreihundert Pulverhörnern mit filigranen Verzierungen.

Waidmanns Heil
Ein gewisser Alpinus schafft mit seinem einzigartigen, überbordenden Werk „Die Bergjagd in der Dauphiné  » (La chasse alpestren Dauphiné) nicht nur ein Epos der Jagd, sondern auch eine kleine philosophische Abhandlung zu allen erdenklichen Themen. Die Beschreibung der Wildtiere und ihrer Hatz sind Vorwand für genießerische Streifzüge, Porträts bemerkenswerter Charaktere und Rezepte für Gaumen und Seele. Alles in allem eine prächtige literarische Beute.

In männlichen Gefilden
Martine Humbert, 47 Jahre, ist Jägerin in Le Queyras und durchstreift seit zwei Jahrzehnten die Hänge des Jagdschutzgebiets Ristolas. Mit Selbstbewusstsein und häufig ohne Begleitung. Porträt einer Frau, die sich auf männlichem Territorium bewegt.

Halali in der Höh’
Mehr als anderswo ist im Wallis die Jagd ein gesellschaftliches Phänomen. Weder Randerscheinung noch verschämt versteckte Sitte, bringt sie alle Gesellschaftsschichten einander näher und vereint – bei einer guten Keule – sogar Gegner. In diesem Bergkanton wirkt sie so normal wie die Kuhkämpfe und das Raclette auf der Alm.

Wild auf dem Teller
Seine Gerichte bewegen sich zwischen althergebrachten Rezepten und kühnen Neukreationen. Die Wildzubereitung weckt die Sinne, aber auch die Erinnerungen von Michel Rochedy, der uns in alte Familientöpfe schauen lässt. Als Kostprobe seines nächsten Werks, das bei den Éditions Glénat erscheinen wird, ein Geheimrezept für Reh in Sauce à la Moderne. An den Herd !

Im Kreuzfeuer
Pro oder contra ? Die Debatte ist eröffnet : Hat das Jagen in der heutigen Zeit noch einen Sinn ? Nein, setzt der Naturforscher jenen entgegen, die sich als Manager der Tierwelt aufspielen – eine Position, die nach wissenschaftlichen Maßstäben unhaltbar ist. Die Jagd nach der Wahrheit ist noch lange nicht beendet …

Von Kopf bis Fuß
Roberto Neumiller, Fotograf und „Kopfjäger  », trägt auf seine Art zum kulturellen Erbe der drei südlichen Isère-Kantone (Corps, La Mure und Valbonnais) bei. Seine Serie mit Ganzkörperporträts erinnert daran, dass eine Region vor allem ihre Bewohner sind : eine brillante Arbeit, die von großer Zuneigung zu den Menschen geprägt ist. Sie zeigt den Landwirt neben dem alten Bergarbeitern, den Künstler neben dem Gastwirt und den Naturschutzwart neben dem Jäger …

Portfolio
Hurra, sie leben noch !
Er hat die alpine Tierwelt im Visier, doch er drückt nicht den Abzug, sondern den Auslöser. Die Trophäen, die er nach Stunden geduldiger Lauer heimbringt, erzählen auf faszinierende Weise von den Geheimnissen der wilden Tierwelt, von Liebe, Kampf, Gebaren und Gewohnheiten der großen Säugetiere ebenso wie der kleinen Vögel. Die Fotografien von Claude Morerod verzaubern den Betrachter. Und plädieren für den Erhalt eines biologisch vielfältigen Lebensraums, der ebenso außergewöhnlich wie bedroht ist.

Musik für’s Volk
Blechkapellen, Blasorchester und Gesangsvereine bringen die Musik im 19. Jahrhundert auf die Straße. Als Errungenschaften eines demokratischen Ideals sollen sie die Kunst mit dem Volk versöhnen und erlangen eine wichtige gesellschaftliche und moralische Funktion. Auch wenn die Blütezeit der „Blechmusi  » längst vorbei ist : Die Amateurmusik ist nach wie vor lebendig und schöpft aus einem vielfältigen Repertoire. Eine Ausstellung im Musée Hector-Berlioz (Isère) zeichnet die Geschichte dieser Orchester in Rhône-Alpes.

Freestyle
Charlotte Perriand, Designerin mit vielen Gesichtern, hat stets versucht, Wohnkultur in Bezug auf das harmonische Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt zu hinterfragen. Inspirieren ließ sie sich hierbei sehr stark von den Bergen, die einen wichtigen Platz in ihrem Leben und ihrem Werk einnahmen – wie die Ausstellung in der Maison des Jeux Olympiques d’Hiver in Albertville (Savoyen) zeigt.

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