L’Alpe 56 : Die gute Bergbauernmilch

Übersetzung  : Christiane Krieger

L’Alpe ist die erste Zeitschrift, die sich ausschließlich dem alpinen Kulturerbe Europas widmet, und wendet sich an eine Leserschaft, die ihren Wissenshorizont erweitern und hinterfragen möchte. Ihr Ziel  : über Sprachbarrieren hinweg informieren. Als Forum für Entdeckungen und Begegnungen richtet L’Alpe das Augenmerk auf die Menschen, die sich zwischen Donau und Rhône einem einzigartigen Lebensraum angepasst haben. L’Alpe weist sowohl Merkmale eines Buches als auch eines Magazins auf  : Auf der einen Seite enthält L’Alpe Beiträge renommierter Autoren zu einem thematischen Schwerpunkt, die sich durch analytische Klarheit und ein hohes Niveau auszeichnen. Auf der anderen Seite erscheint L’Alpe in vierteljährlichen Abständen und bietet so hinreichend Raum für Diskussionen. Auch die vielseitige Illustration, die journalistische Neugier und der didaktische Ansatz sind Kennzeichen eines anspruchsvollen Magazins. Obwohl L’Alpe sich auf ein solides Faktenwissen stützt, erhebt die Zeitschrift keinen wissenschaftlichen Anspruch  ; Geschichte, Geographie, Archäologie und Ethnologie dienen als Rahmen, um Spuren und Zeugnisse, welche die Menschen im Alpenraum hinterlassen haben, richtig einordnen zu können. Doch L’Alpewendet den Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern ist auch offen für Diskussionen über die Zukunft der Alpen und der Gebirgsregionen in aller Welt.

Auf der Alm, da gibt’s keine Sünd’

Die gute Bergbauernmilch, über jeden Verdacht erhaben ? Nicht unbedingt ! Bald werden die berüchtigten europäischen Milchquoten fallen. Doch wie sieht es mit den Herkunftsgarantien aus ? Verbirgt sich dahinter nicht oft der erbitterte Kampf um Marktanteile zwischen Milcherzeugern und Großmolkereien ? Und dem weißen Gold, das oft nicht einmal mehr wirklich von Almkühen stammt, ist damit noch lange keine besondere Qualität verbrieft.

Ein Hauch von (Alpen-)Milch an der Riviera

Unter der Alm, da liegt der Strand ! Zur Erbauung der englischen Touristen erfand man in der Belle Epoque regelrechte Nizza-Almen : ein Schweizer Bauernhof, nur zwei Kilometer von den Stränden der Côte d’Azur entfernt, und ein Chalet, wo Kühe gemolken werden. Bei dieser Verbindung zwischen Gebirge und Meer spielt die Milch beileibe mehr als nur eine Nebenrolle…

Man muss Kom-mu-ni-zie-ren

Die kleine Schweizer Schäferin ist eine idyllische Figur, die Milcherzeugern ein Traumimage verleiht … Und der magische Name Heidi lässt in unseren Köpfen das Bild blühender Almen entstehen, auf denen Ziegen und Kinder fröhlich umherspringen. Das Paradies im Hochgebirge, in dem man von guter Luft, frischem Käse und direkt aus dem Euter spritzender Milch lebt… und das heute massiv von der Industrie eingesetzt wird.

Geheimnisvolle Alchemie

Seine Geschmacksvielfalt verdankt der Bergkäse allein der Flora. Der bunten Flora der Almen sowie der – etwas unscheinbareren – Milchflora. Zwischen beiden entsteht eine Wechselwirkung, deren Geheimnis nur die Kühe kennen… Und deren Nuancenreichtum sich nur unter Verwendung von Rohmilch voll entfaltet. Ein Plädoyer für bakterielle Artenvielfalt !

Portfolio : Schweizer Käse

Eine Bildergalerie der etwas anderen Art stellt diese Porträtserie von Fabian Scheffold dar ! Jedes Bild eröffnet ein Kapitel eines beachtlichen Werks, das sich den eidgenössischen Rohmilcherzeugnissen widmet. Und es lässt sich unschwer erkennen, dass sowohl der Fotograph als auch seine Modelle – Käser und Käserinnen, die diese Leckereien mit viel Liebe erzeugen – sich dabei köstlich amüsiert haben !

Doppelrahm, Rivella und Vormilch

Das Herzstück des eidgenössischen kulinarischen Erbes bilden die Schweizer Milcherzeugnisse und die lokalen Rezepte, die um sie entstanden sind. Doch neben den unumgänglichen Käsespezialitäten zeichnet eine gleichsam diskretere Trilogie das Porträt einer Schweiz, die nie vergessen hat, dass alles, aber auch wirklich alles an der Milch gut ist. Ausgewählte Texte…

Die Butter, eine Zier !

Ein zarter goldener Würfel frischer Butter lässt sich auf jede erdenkliche Weise verzieren. Dass ganze Generationen von Bergbauern ihrer diesbezüglichen Kreativität freien Lauf gelassen haben, davon zeugen endlose fein gearbeitete Holzmodeln, -walzen und -formen. Ein schönes Beispiel alpiner Volkskunst.

Gestern, auf der Alm

Das Gras, die Kuh, die Milch : Dies ist der Dreisatz, der lange Zeit den Alltag der Bergbewohner bestimmte, insbesondere im Aostatal. In einem packenden Werk – La vie dans les alpages valdôtains – erzählen die letzten Zeitzeugen von dieser Kultur der Hirten und Senner. (Milch-)Extrakt.

Sauermilch, mag ich nicht !

In seiner Kindheit – zu Beginn der 1960er Jahre – wurde der Autor etliche Male zur Erholung in das Massiv des Vercors geschickt. Geblieben sind ihm davon einige seelische Narben… sowie eine abgrundtiefe Abneigung gegen Sauermilch.

Molkekur… auch für die Badewanne !

Dass Molke gesund ist, war den Hirten wohl bekannt. Im 19. Jahrhundert machte man sich ihre Tugenden dann in diversen Schweizer Kurzentren zu Nutze. Gemeinhin wird Molke getrunken – am besten frisch von der Nachbaralm -, doch sie wird auch immer wieder in Form von Bädern verschrieben. In Frankreich sollte Dr. Nièpce, Inspektor des Thermalwassers von Allevard, im Departement Isère, zum Pionier dieser Behandlungsform werden.

Praktisch

Sobald der Frühling naht, treibt es uns auf die Almen und Weiden, welche ab Mai die Kühe vereinnahmen. Um wie viel schöner wird ein solches Unterfangen jedoch, wenn wir schon bei der Planung der Wanderroute einen kulinarischen Höhepunkt mit einkalkulieren. Zum Beispiel um die Milch- und Käseprodukte der Almwirtschaft zu entdecken… Praktisch ein Muss, wenn Sie diese Ausgabe gelesen haben !

Arbeiterherzen

Wie der große Fotojournalist Robert Capa holt sich Bernard Ciancia die Arbeiter der Alpen vor die Kamera : hautnah ! Als Auftakt zu einem ganz der Fotographie gewidmeten Ausstellungszyklus zeigt das Kloster des Musée dauphinois Abzüge seiner Fotographien auf Metall.

Coseys alpine Zeichensetzung

Jonathan, sagt Ihnen das etwas ? Diesen einsamen Helden schickt der Schweizer Zeichner auf nimmer enden wollende Wanderschaft – von den Alpen bis zum Himalaya. Seine Abenteuer sind zumindest teilweise Reisebildern entsprungen, die der Autor kraft seiner Fantasie zu verwandeln wusste. Die Mediathek Wallis-Martinach hat nun diese poetischen Resonanzen in einer Ausstellung in Szene gesetzt.

Forscher vor Gericht

20.000 Euro Bußgeld wegen übler Nachrede ! Drei Forscher mit Lehrauftrag wurden unlängst wegen ihrer Analyse der regionalen Unbeständigkeit des Savoyen verurteilt. Im Berufungsverfahren wurde dieses Urteil zwar aufgehoben, allerdings nur aufgrund eines Formfehlers. Vor diesem Hintergrund muss man sich fragen, ob Forscher künftig noch forschen und veröffentlichen können. Eine Analyse zweier anderer Forscher…

Russlandreise einer jungen Savoyardin

Es war schon ein phantastisches Abenteuer, auf das sich Léonie Dubassat da begeben hatte : Faverges-Wladiwostok hin und retour… Zumal da sie mit einem Violonisten und Fotographen als Gatten zurückkehrte, der in den folgenden Jahrzehnten seine neuen alpinen Nachbarn in unzähligen Porträts verewigen sollte. Eine Liebesgeschichte, der ein weiterer Fotograph und Talentsucher auf den Grund gegangen ist. Und Action…

Retour en haut