L’Alpe 61 : Nationalpark Écrins: Von der Natur und vom Menschen

Übersetzung : Christiane Krieger

lalpe-61-03L’Alpe ist die erste Zeitschrift, die sich ausschließlich dem alpinen Kulturerbe Europas widmet, und wendet sich an eine Leserschaft, die ihren Wissenshorizont erweitern und hinterfragen möchte. Ihr Ziel  : über Sprachbarrieren hinweg informieren. Als Forum für Entdeckungen und Begegnungen richtet L’Alpe das Augenmerk auf die Menschen, die sich zwischen Donau und Rhône einem einzigartigen Lebensraum angepasst haben. L’Alpe weist sowohl Merkmale eines Buches als auch eines Magazins auf  : Auf der einen Seite enthält L’Alpe Beiträge renommierter Autoren zu einem thematischen Schwerpunkt, die sich durch analytische Klarheit und ein hohes Niveau auszeichnen. Auf der anderen Seite erscheint L’Alpe in vierteljährlichen Abständen und bietet so hinreichend Raum für Diskussionen. Auch die vielseitige Illustration, die journalistische Neugier und der didaktische Ansatz sind Kennzeichen eines anspruchsvollen Magazins. Obwohl L’Alpe sich auf ein solides Faktenwissen stützt, erhebt die Zeitschrift keinen wissenschaftlichen Anspruch  ; Geschichte, Geographie, Archäologie und Ethnologie dienen als Rahmen, um Spuren und Zeugnisse, welche die Menschen im Alpenraum hinterlassen haben, richtig einordnen zu können. Doch L’Alpewendet den Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern ist auch offen für Diskussionen über die Zukunft der Alpen und der Gebirgsregionen in aller Welt.

lalpe-61-04Jedem nach seiner Natur

Die Gegenüberstellung von Natur und Kultur ist eine Möglichkeit unter vielen, die Welt zu betrachten. In einem Gebiet wie dem Nationalpark Écrins bieten sich demnach ebenso viele Arten, die Natur zu kultivieren, wie es Möglichkeiten gibt, den Berg zu erfahren. Eine soziokulturelle Landschaft, die noch weitgehend unerforscht ist…

Ein hundertjähriger Vierziger !

Vor einem Jahrhundert wurde im Hochtal des Vénéon der Nationalpark La Bérarde ins Leben gerufen – ein kühnes wenn auch etwas voreiliges Unterfangen. Auf diese Weise jedoch kann sich der heutige Parc National des Écrins, der 1973 als fünfter Nationalpark Frankreichs gegründet wurde, auf deutlich ältere Ursprünge berufen als vergleichbare Parks. Die Geschichte eines langen und lehrreichen Werdegangs.

Eine Geographie, die sich neu erfindet

Ausgehend von sieben Tälern mit unverwechselbarem Charakter die Identität eines gemeinsamen Lebensraums zu schaffen, dies ist die Herausforderung, der sich der Nationalpark Écrins stellen muss. Indem er dieses Mosaik um den Begriff «  Massiv  » zusammengefügt hat, ist es ihm gelungen, das Gebiet neu zu erfinden. Ohne Spannungen konnte dies allerdings nicht von Statten gehen, stand doch für alle Seiten so manches auf dem Spiel.

Eine Ausstellung mit Charakter…

… als Identitätsfindungsprozess für den Nationalpark Écrins. An die hundertfünfzig Personen boten mit ihren Beiträgen zu dieser Sammelausstellung Annäherungsansätze : mal ganz direkt frontal, mal subtil zwischen den Zeilen und im Nicht-Gesagten, immer aber betonend, wie wichtig die Einbeziehung aller ist, um den Gedankenprozess voranzutreiben. Eine feinsinnige Entschlüsselung…

Mit dem Auge des Fotografen

Der Park aus vier Blickwinkeln betrachtet, dies ist der ungewöhnliche und doch sinnige Ansatz dieses Portfolios. Bertrand Bodin, Gérald de Viviès, Pierre Masclaux und Vincent Verrier sind in diesem Gebiet zu Hause und fühlen sich mit seinen Bewohnern wie seinen Landschaften – zum Teil seit langen Jahren – eng verbunden.

Praktisch : Der Nationalpark Écrins kulturell

Alle Adressen für eine kulturelle Entdeckungsreise im Park.

Unberührte Landschaft ?

Nicht ganz, sagen Archäologen, die im Herzen des Nationalpark Écrins zahlreiche Spuren menschlicher Aktivität aufstöbern. Spuren, die sich bis in eine Höhe von 2.600 Metern finden und mehr als 15.000 Jahre alt sind !

(G)rasende Entwicklungen

Almhirten sind stürmischen Zeiten ausgesetzt. Innerhalb eines Jahrhunderts hat man die Schäferkultur definitiv hinter sich gelassen. Und in den vergangenen vierzig Jahren hat sich das Hirtenleben im Wandel der Regierungen, der Auseinandersetzungen und der von Anthropologen durchgeführten Studien immer weiter verändert. Hiervon zeugen auch die vom Nationalpark Écrins initiierten Alpages sentinelles, ein Programm, das allen Akteuren der Hirtenkultur Raum zum Dialog und zur Erfassung aller relevanten Veränderungen bietet.

Kulturgut Brot

Ist das «  gekochte Brot  » von Villar-d’Arène ein regionales Produkt, das auf die Liste der heimischen Lebensmittelerzeugnisse zu setzen ist ? Oder ist es vielmehr, wie es der Ethnologe Marcel Maget suggeriert, als gesellschaftliches Ereignis zu sehen ?

Drei-Sterne-Hütten ?

Die Schutzhütten des Nationalpark Écrins sind keine elfenbeinernen Türme, und auch in diesen Höhen weht der Wind der Moderne. Die zunehmende Popularität des Bergsteigens, notwendige Maßnahmen zum Umweltschutz, Sicherheitsvorschriften und Forderungen nach mehr Komfort haben zu einem Wandel der einst spartanischen Berghütten geführt. Eine Entwicklung, welche den Geist dieser Unterkünfte (noch?) nicht bis ins Mark verändert zu haben scheint.

Ökologie senkrecht

Das Hochgebirge ist eines der letzten natürlichen Territorien, die der Mensch nicht auf Dauer besiedelt. Für viele herrscht hier das Mineralische, eine Welt ohne Leben. Tatsächlich aber wachsen bis in eine Höhe von 4.000 Metern Pflanzen ! Und ihre außergewöhnlichen biologischen Fähigkeiten verdienen unsere Beachtung.

Festival Dans le Bocage

1997 hat Michael Dian in Champsaur ein Festival ins Leben gerufen, das (lebendige) Musik und (bewohnte) Landschaften miteinander in Schwingung versetzt. Hier kündet er uns von seiner Heimatverbundenheit und seiner Befürwortung einer kulturellen Dezentralisierung, die dieses Abenteuer an den südlichen Ausläufern des Nationalpark Écrins überhaupt erst möglich gemacht hat.

Das Écrins-Massiv, ein Berg der Abtrünnigen ?

Ein nicht unbeträchtlicher Widerspruchsgeist ist für das Massiv schon lange charakteririsch. Als Versuchslabor für einzigartige alpinistische Praktiken bietet sich dieses Gebiet, in dem die Gegenkultur sozusagen das Hausrecht hat, für außergewöhnliche Leistungen geradezu an. Und zieht somit magisch all diejenigen an, die an der Verwirklichung einer Utopie wirken …

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