Übersetzung: Christiane Krieger
L’Alpe ist die erste Zeitschrift, die sich ausschließlich dem alpinen Kulturerbe Europas widmet, und wendet sich an eine Leserschaft, die ihren Wissenshorizont erweitern und hinterfragen möchte. Ihr Ziel : über Sprachbarrieren hinweg informieren. Als Forum für Entdeckungen und Begegnungen richtet L’Alpe das Augenmerk auf die Menschen, die sich zwischen Donau und Rhône einem einzigartigen Lebensraum angepasst haben. L’Alpe weist sowohl Merkmale eines Buches als auch eines Magazins auf : Auf der einen Seite enthält L’Alpe Beiträge renommierter Autoren zu einem thematischen Schwerpunkt, die sich durch analytische Klarheit und ein hohes Niveau auszeichnen. Auf der anderen Seite erscheint L’Alpe in vierteljährlichen Abständen und bietet so hinreichend Raum für Diskussionen. Auch die vielseitige Illustration, die journalistische Neugier und der didaktische Ansatz sind Kennzeichen eines anspruchsvollen Magazins. Obwohl L’Alpe sich auf ein solides Faktenwissen stützt, erhebt die Zeitschrift keinen wissenschaftlichen Anspruch ; Geschichte, Geographie, Archäologie und Ethnologie dienen als Rahmen, um Spuren und Zeugnisse, welche die Menschen im Alpenraum hinterlassen haben, richtig einordnen zu können. Doch L’Alpe wendet den Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern ist auch offen für Diskussionen über die Zukunft der Alpen und der Gebirgsregionen in aller Welt.
Das Dossier
Ein immaterielles Kulturerbe der Menschheit?
Wird der Alpinismus eines Tages von der Unesco zum Kulturerbe ernannt werden? Dafür engagiert sich zumindest eine Gruppe in Chamonix, die bei den französischen Behörden auch schon einen entsprechenden Antrag eingebracht hat. Ein Einblick auf die Hintergründe dieser Bewerbung von Bernard Debarbieux, Professor an der Fakultät für Geographie der Universität Genf, und Simon Debarbieux, diplomierter Entwicklungsanthropologe.
Weltkulturerbe auf normalem Wege
Konservatoren an Museen werden es Ihnen bestätigen: hinter dem Ruf nach Ernennung zum Kulturerbe verbirgt sich in der Regel ein Problem! Noch jede vom Aussterben bedrohte Aktivität wurde von Trauerritualen, Museumsgründungen und anderen Formen der Denkmalsetzung begleitet. Was einem offiziellen Verankern im Gedächtnis einer Gemeinschaft, einer Nation, wenn nicht sogar der gesamten Menschheit gleichkommt. Verhält es sich mit dem Ruf nach Anerkennung des Alpinismus als Kulturerbe genauso? Ein Beitrag von Jean Guibal, Landeshauptkonservator und Direktor des Musée Dauphinois.
Die unbekannte Seite des Alpinismus
Schon lange vor dem Aufkommen des Alpinsports haben sich Wissenschaftler für die Welt der Gipfel interessiert. Die Wissenschaft war nicht etwa Vorwand sondern Hauptzweck zahlreicher Gebirgsexpeditionen. Dennoch hat die alpine Geschichtsschreibung häufig die Beweggründe für solche Begehungen verschwiegen und so auf anachronistische Weise Wissenschaftler des 18. und 19. Jahrhunderts auf die Bergsteigerrolle zurückgestutzt. Eine Stellungnahme von Sylvain Jouty, Schriftsteller und ehemaliger Chefredakteur des Magazins Alpinisme et Randonnée.
Eine kurze Chronologie des Alpinismus
Unumgängliche Orientierungspunkte, Erstbesteigungen und Schlüsseldaten sowie andere (zuweilen verrückte, doch stets beeindruckende) Bergbegehungen, dies sind die Kennzeichen des Alpinismus seit dem Mittelalter. Daniel Léon, Autor zahlreicher Werke über die Berge, hat hier aus Hunderten von Bergbesteigungen, die die bewegte Geschichte des Alpinismus dokumentieren, eine kleine Auswahl zusammengestellt.
Portrait
Reinhold Messner, der Herr von Schloss Sigmundskron
Dieser Gigant des Alpinismus, der in den deutschsprachigen Ländern noch bekannter ist als in Frankreich, den man wie einen Rockstar um ein Autogramm bittet, ist zugleich auch Bergbauer, Politiker, Schriftsteller, Conférencier und Museumsgründer. Der 1944 in einem engen Tal in Südtirol geborene Reinhold Messner darf sich rühmen, sein Leben neu erfunden zu haben. Portrait eines Mannes, der sich konsequent den selbstauferlegten Herausforderungen stellt. Von Sophie Boizard, Redakteurin des Magazins L’Alpe.
Gespräch
Reinhold Messner, der Sammler
Reinhold Messner, Gründer von sechs den Bergen gewidmeten Museen, empfing uns für dieses exklusive Gespräch in seinem ureigensten Wirkungsbereich in Bozen: im MMM Firmian auf Schloss Sigmundskron, einer der ältesten Burganlagen Tirols, die auf Porphyrfels errichtet wurde und von tibetischen Schneelöwen bewacht wird. Ein Schloss, das heute den Schlussstein von Messners Museumskomplex bildet. Von Sophie Boizard.
Wohin entwickelt sich der Alpinismus?
Wie einst die Seefahrer haben sich Alpinisten lange von der Lust am Entdecken, Erobern und am Abenteuer leiten lassen. Doch wie sieht es heute, da alle Gipfel bezwungen wurden, damit aus? Bleibt der Alpinismus im Angesicht immer vielfältigerer Praktiken und des Strebens nach null Risiko in der modernen Gesellschaft die Königsdisziplin der Berge? Ist es ihm gelungen sich neu zu erfinden? Eine Studie von Dominique Vulliamy, ehemalige stellvertretende Chefredakteurin der Magazine Vertical und L’Alpe.
Portfolio
Die Führer aus der Sicht von Roxane Petitier
Wie der Nahkampf zwischen starken Persönlichkeiten und Objekten des „Bergkulturerbes“ wirkt diese Serie ikonoklastischer Portraits von Roxane Petitier. Die Künstlerin versteht es, die archetypische Darstellung einer bemerkenswerten Profession zu durchbrechen. Mit einem Seitenblick, wie wir ihn bei L’Alpe schätzen. Von Pascal Kober, Chefredakteur des Magazins L’Alpe.
Praktisch
Bergmuseen
Von Frankreich bis Slowenien gibt es zahlreiche dem Alpinismus gewidmete Museen. Eine Auswahl – mit ergänzendem Programm der Feierlichkeiten rund um 150 Jahre Goldenes Zeitalter des Alpinismus. Ein Beitrag von Dominique Vulliamy.
& DARÜBERHINAUS
Alpen anderswo
Mount McKinley oder Denali?
Einem Ort einen Namen zu geben ist eine Möglichkeit, ihn sich anzueignen. FitzRoy oder Cerro Chaltén? Everest oder Chomolungma? Die Geschichte des Denali ist in dieser Hinsicht durchaus erbaulich. Obwohl der US-amerikanische Präsident McKinley nie nach Alaska gekommen ist, trägt der höchste Berg der Vereinigten Staaten seinen Namen. Hinter diesem Kuriosum verbirgt sich ein politisches Manöver von Goldgräbern, die sich mehr um ihre eigenen Interessen sorgten, denn um die Spiritualität der Ureinwohner… Ein Beitrag von Chantal Spillemaecker, Chefkonservatorin des Musée Dauphinois und Direktorin des Musée Hector-Berlioz.
Hippolyte Müller, der Visionär
Mehr Feld- denn „Stuben“-Archäologe: der Gründer des Musée Dauphinois war ein Pionier. Wir verdanken ihm nicht nur die Entstehung der alpinen Archäologie sondern vor allem auch die der experimentellen Archäologie. Experimentieren um zu verstehen, das war sein Ansatz. Vom breiten Publikum verspottet doch anerkannt unter Kollegen, war der autodidaktische Prähistoriker zu seiner Zeit eine Persönlichkeit, die Ihresgleichen sucht. Ein Portrait von Jean-Pascal Jospin, Chefkonservator des Musée Dauphinois und Direktor des Musée Archéologique Saint-Laurent.
Alpenblick in die Sterne
Antoine Labeyrie ist Mitarbeiter des Lehrstuhls für beobachtende Astrophysik am Collège de France. Doch vergangenen Sommer war es ein Fels im Ubaye-Tal, auf dem er sich zum Nachdenken niederließ. Gegenstand seiner Träume? Die Augen noch weiter aufreißen, um den Menschen den Sternen näher zu bringen. Ein ebenso gewagtes wie ikonoklastisches wissenschaftliches Projekt, das den Berg über Networking zum gigantischen Spiegel werden lässt. Ein Beitrag der Journalistin, Fotografin und Philosophin Caroline Audibert.